Mithilfe des Entscheidungsbaums lässt sich zu Beginn eines Gesprächs das Anliegen klären und anschließend die Gesprächsart festlegen. Was dabei zu beachten ist und was eine systemische Beratung ausmacht, hat Detlef Kölln im Rahmen von „LiGa – Lernen im Ganztag“ in Schleswig-Holstein an Mitarbeitende der Schulaufsicht vermittelt. Er ist pädagogischer Supervisor, Coach und Konfliktmoderator.
„Beratung bedeutet: zielgerichtete Erarbeitung von Lösungen für klar umrissene und bereits benannte Probleme über einen freiwilligen und kooperativen Beratungsprozess zwischen Berater und Ratsuchenden. Nur wenn das Anliegen beim Ratsuchenden liegt, liegt eine Beratung vor. Wenn das Anliegen bei der Schulaufsicht liegt, handelt es sich um ein Überzeugungsgespräch, Klärungsgespräch, eine Anweisung etc.“
Detlef Kölln, pädagogischer Supervisor
Detlef Kölln hat Qualitätsmerkmale von Beratung identifiziert, die vor allem die Haltung verdeutlichen, die mit der systemischen Beratung verbunden ist:
Zu Beginn eines Gesprächs ist es erforderlich, das Anliegen zu klären. Was zunächst einfach klingt, ist manchmal ein längerer Prozess. Um welches Anliegen handelt es sich eigentlich und wen betrifft es? Existieren mehrere Anliegen und Probleme, sollte besprochen werden, welches das Hauptanliegen ist. Es ist nicht möglich, mehrere Hindernisse gleichzeitig auszuräumen. Wird der Versuch unternommen, alles in einem Gespräch „unterzubringen“, weiß häufig keiner der Beteiligten, worum es eigentlich geht – oder das Gespräch geht nicht in die Tiefe. Der Ausgang eines solchen Gespräches wird von den Beteiligten nicht als nachhaltig bezeichnet werden.
Ganz wesentlich ist dabei die Frage, ob es sich bei dem Anliegen des Ratsuchenden um ein eigenes oder ein fremdes Anliegen handelt. Der untenstehende Entscheidungsbaum für Gespräche von Detlef Kölln hilft bei der Festlegung.
Insgesamt ist es wichtig zu erkennen, dass in einem Gespräch nicht alles möglich ist. Daher muss das Anliegen deutlich kommuniziert werden und entschieden werden, ob erst das „eigene“ oder das „fremde“ Anliegen geklärt wird. Nicht selten wird jenes Anliegen als erstes geklärt, bei dem der Leidensdruck am größten ist oder der größere Veränderungswille besteht.
Der Beratende überprüft kontinuierlich während der Weiterarbeit das Anliegen. Mit dem Ratsuchenden kann es auch korrigiert oder präzisiert werden.
Die Gesprächsart ist davon abhängig, ob es sich um ein eigenes oder ein fremdes Anliegen des Ratsuchenden handelt.
Ein möglicher Gesprächsverlauf könnte damit beginnen, welches Ziel das Gespräch verfolgt (z. B. gemeinsame Lösung finden). Besteht kein Interesse daran, ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, sollte sich die beratende Person freundlich für das Gespräch bedanken und verdeutlichen, dass sie die Entscheidung akzeptiert, das Gespräch aber beendet. Wenn sich die Gesprächsteilnehmenden nicht eindeutig äußern, sollte nachgefragt werden: „Sind Sie bereit für die Zusammenarbeit? Unter welchen Bedingungen?“.
Signalisiert der Gesprächspartner, an einer gemeinsamen Lösung interessiert zu sein, kann bei einem eigenen Anliegen der Standpunkt erörtert und geklärt werden oder bei einer Beratung mit dem Zuhören begonnen werden. Anschließend können die Beteiligten eine gemeinsame Lösung erarbeiten.
Detlef Kölln ist Diplom-Pädagoge, Coach und pädagogischer Supervisor. Er leitet die Arbeitsgemeinschaft Pädagogische Trainings Lübeck und ist geschäftsführender Direktor im Direktorium von Advanced Studies Association. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Pädagogische Aus-, Fort- und Weiterbildung, pädagogisch-psychologische Trainings, pädagogische Beratung und Therapie, Supervision, Coaching, Fachberatung, Gruppendynamik und Konfliktmanagement.