Sie finden hier einen Gastbeitrag von Jörg Berger. Darunter können Sie sich seinen Impulsvortrag als Video anschauen. Zudem haben wir die wichtigsten Aussagen für Sie grafisch aufbereitet und zusammengefasst.
Warum sollte die pädagogische Schulführung in heutigen Zeiten gemeinschaftlich erfolgen? Hierzu gab Schulleiter Jörg Berger in unserer digitalen Veranstaltungsreihe "Leaderchips to go" am 14. Dezember 2020 fachliche Impulse aus seiner beruflichen Praxis.
Sie finden hier einen Gastbeitrag von Jörg Berger. Darunter können Sie sich seinen Impulsvortrag als Video anschauen. Zudem haben wir die wichtigsten Aussagen für Sie grafisch aufbereitet und zusammengefasst.
Die Welt, in der wir leben, wird zunehmend volatil, komplex, unsicher und mehrdeutig. Schulen, die wir gestalten und Unterricht, den wir weiterentwickeln hat längst die Eindimensionalität verloren – als Lehrperson allein mit der eigenen Klasse und als Führungsperson als Einzelkämpfer:in befinden wir uns fortan auf verlorenem Posten.
Schülerinnen und Schüler in einer Schule des 21. Jahrhunderts bedürfen der Entwicklung ihrer überfachlichen Kompetenzen, sogenannte 21st-century-skills, 4 K , oder wie von Michael Fullan und seinem Team entwickelt, die six C’s – Character, Citizenship, Kommunikationsfähigkeit, Kollaborationsfähigkeit, kritische Denken und Kreativität.
Eine zeitgemäße Schule strebt nach Autonomie der Schülerinnen und Schüler und integriert ausdrücklich Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts in ihre Programme. Dabei geht es nicht in erster Linie um die Digitalisierung von Unterricht und Schule, sondern vielmehr um einen (digitalen) Lernkulturwandel. Die dazu passende pädagogische Schulführung lässt sich nicht länger allein denken. Sie muss gemeinschaftlich erfolgen. In einer zeitgemäßen Schule, wie ich sie mir vorstelle, lernen die Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam, initiieren Entwicklungen durch Selbstgestaltung, planen in Kooperation Kurse, sprechen miteinander über ihre Erfahrungen in der Lernberatung und wertschätzen ihre Zusammenarbeit und Erfolge gebührend.
Vor diesem Hintergrund begleiten sie ihre Lerngruppen / Klassen und fördern diese in ihrer Selbstwirksamkeit und entwickeln deren Talente. Diese Aufgaben nehmen sie im Team und arbeitsteilig vor – entsprechend ihrer eigenen Stärken und im Sinne der Ressourcenorientierung. Mittels Wertediskussionen wird das gemeinsame Verständnis von Schule entwickelt. Dieses Verständnis bildet den Leitstern für die Unterrichtsteams in ihrer selbständigen Gestaltung von Unterricht und Zusammenarbeit.
An unserer Schule wird dies anhand von fünf Arbeitsweisen gelebt:
Entwicklungsteam: Plant gemeinsames Vorhaben, setzt dieses um und wertet es aus.
Arbeitsteam: Erarbeitet Unterrichtsmaterial, stellt Lernzielkontrollen her usw.
Evaluationsteam: Überprüft Entwicklungsvorhaben und holt Schüler-, Eltern- und Kollegial-Feedback ein.
Lernteam: Kollegialer Denkservice:
Wertschätzungsteam: Ermutigung erfahren und Erfolge miteinander feiern:
Damit sollen die Arbeits- und Lernleistung als auch die Zufriedenheit der Schülerinnen und Schüler und der Lehrerinnen und Lehrer steigen. Voraussetzung ist die Bereitschaft aller, mittels Feedbacks und gemeinsamer Reflexion die Qualität ihrer Arbeit verbessern zu wollen. Wer hier nicht committed, darf respektvoll aus dem Schuldienst verabschiedet werden.
Dies alles bedingt ein grundlegend verändertes Rollenverständnis von Lehrerinnen und Lehrern und eine grundlegend verändertes Führungsverständnis von Schulleiterinnen und Schulleitern sowie deren vorgesetzten Stellen bzw. Aufsichts- und Kontrollorganen.
Schülerinnen und Schüler als Hauptakteure und deren Eltern verdienen unsere volle Aufmerksamkeit. Dies erreichen wir, in dem wir auch den Lehrer:innen und den Schulleitenden Autonomie gewähren, damit diese selbstgestaltend das Geschick der eigenen Schule in die Hand nehmen.
Haltung und Werte manifestieren sich früh. Die Lehrer:innenausbildung muss dahingehend neu gedacht werden.
Die Schule als besondere soziale Organisation lässt sich nicht technologisieren. Sie soll sich vielmehr als lernende Organisation in einem Ökosystem verstehen.
«Students are the bigest game changer» (Michael Fullan) Wir sollten sie als diese ansehen und dies anerkennen. Wir sollten uns jedoch nicht entmutigen lassen und es auch versuchen!
Jörg Berger ist Geschäftsleitungsmitglied des Verbandes Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz VSLCH. Er leitet seit 2008 die Schule Knonau und das Netzwerk Altersdurchmischter Schulen im Kanton Zürich. Seit 2017 arbeitet er zudem im Zentrum Management und Leadership der Pädagogischen Hochschule Zürich und verantwortet dort den Blog „Schulführung“.
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