Ein wissenschaftlicher Gastbeitrag von Prof. Dr. Stephan Gerhard Huber.
Schulaufsicht als Ideengeber und Brückenbauer
„Schulaufsichtsbeamte sind Ideengeber […]. Sie sind diejenige Berufsgruppe, die den intensivsten und umfangreichsten Einblick in das schulische Geschehen in ganzen Landstrichen hat. Dazu können sie zahlreiche Verbindungen herstellen, zumindest erleichtern. Sie können sozusagen Brücken darstellen, Brücken zwischen Schule und Politik, zwischen Schule und Wissenschaft, zwischen Schulen untereinander, zwischen Schule und Öffentlichkeit.“ (Rosenbusch 2005, S. 191). Wie diese Brücken konkret aussehen können, beischreiben beispielsweise Wenzel und Heußen anhand zweier Praxisbeispiele aus Berlin-Neukölln (Wenzel & Heußen 2020, S. 309 ff.).
Damit das Schulsystem als Ganzes profitiert: System Leadership
Noch einen Schritt weiter geht in einigen Ländern „System Leadership“ als ein Konzept des Schulmanagements als Beitrag zur Schulentwicklung (Huber et al. 2008; Huber & Lohmann 2009; Huber 2017). Gemeint ist eine Praxis, in der Einzelschulen über ihre eigene Schulgrenze hinaus tätig werden, damit das Schulsystem als Ganzes profitiert. Die dahinterstehende Annahme ist, dass das bildungspolitisch propagierte Ziel, jede Schule zu einer guten Schule werden zu lassen, nur erreicht wird, wenn sich die politischen Maßnahmen und die Praxis auf eine Verbesserung und Weiterentwicklung des ganzen Schulsystems ausrichten.
Mit anderen Worten: Es wird davon ausgegangen, dass eine nachhaltige Entwicklung der Schulen nicht möglich ist, wenn sich nicht das ganze System entwickelt. Schulaufsicht bzw. Schulverwaltung hat dabei eine maßgebliche Rolle. Diese kommt besonders zum Tragen, wenn Schulkooperationen und Schulverbünde gebildet werden, in denen erfolgreiche Schulen mit belasteten Schulen, zusammenarbeiten. Die zu unterstützen u. a. durch Förderung der Vernetzung mit Partnerschulen, ist eine wesentliche Unterstützungsaufgabe von Schulaufsicht bzw. Schulverwaltung (Huber & Muijs, 2007).
Die Verhandlungspartnerschaft zwischen Schulaufsicht und Schulleitung
Die für den Erfolg von Schulentwicklung und Qualitätssicherung bedeutende Zusammenarbeit von Schulaufsicht und Schulleitung (vgl. Behler 1998; Buchen & Burkard 2002; Gruner 2004) bezeichnen Lohmann und Minderop als „Verhandlungspartnerschaft“. Sie sehen das neue Rollenverständnis von Schulleitungen und Schulaufsicht im systemischen Bild des Reißverschlussverfahrens, in dem idealerweise in einem dialogischen Prozess ohne Herrschaftsansprüche auf gleicher Augenhöhe Zielvereinbarungen und bilanzierende Feedbacks einander abwechseln (Lohmann & Minderop 2008, S. 257 ff.).













