Die Gruppe der Befragten setzt sich zusammen aus Schulleitungen, Lehrenden und weiteren Mitarbeitenden, Eltern, Schülerinnen und Schülern, Mitarbeitenden der Schulaufsicht/Schulverwaltung und des Unterstützungssystems. Befragte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen am „Schul-Barometer“ teil. Sie gaben unter anderem Auskunft über die aktuelle häusliche Lebenssituation von Schülern, die Belastungssituation von Eltern und Schule sowie die Rolle, Motivation, Kompetenzen von Lehrpersonen. 

Leistungsniveaus driften auseinander

Erste Ergebnisse zeigen einen Schereneffekt: Die Leistungsniveaus driften auseinander. Doch es gibt auch positive Seiten. Circa 30 Prozent der Kinder kommen gut mit der neuen Situation zurecht. Sie starten strukturiert in den Tag, sind aktiv und lernen 25 Stunden in der Woche. Auf der anderen Seite gibt es eine Schülergruppe von circa 20 Prozent, die weniger als neun Stunden für die Schule aufwenden. Meist kommen sie nicht so gut aus dem Bett und sehen die Zeit eher als Ferien. Als mögliche Gründe wird ein Zusammenspiel von verschiedenen Merkmalen genannt: wie technische Bedingungen (schlechte Ausstattung mit Geräten und aktueller Software), räumliche Situation (mit vielen Personen auf engem Raum), geringe zeitliche und emotionale Ressourcen der Eltern oder der Geschwister.

Qualitätsunterschiede zeigen sich deutlicher

Einen Schereneffekt gibt es nicht nur bei Schülerinnen und Schülern, sondern auch bei Eltern sowie innerhalb und zwischen Schulen. In Krisensituationen zeigen sich die Qualitätsunterschiede der Schulen deutlicher. Das sind nicht nur digitale Lehr-Lern-Kompetenzen und die grundsätzlichen Kompetenzen, einen schüleraktivierenden Unterricht zu gestalten, sondern weitere Qualitätsunterschiede, beispielsweise im Zusammengehörigkeitsgefühl im Kollegium, Teamorientierung in Schulleitung und Kollegium, Zusammenarbeit der Fachschaften oder in Kooperation mit anderen pädagogischen Professionen.

Weitere Ergebnisse

Die Befragung hat aber auch gezeigt, dass es eine hohe Wertschätzung und Anerkennung gegenüber der Institution Schule und der Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer gibt, gerade auch von den Elternhäusern. Noch unklar und genauer zu untersuchen ist die „elterliche Lehrerrolle” und die damit verbundenen Erwartungen der Schule. Einige Befragten befürchten, dass je mehr im Homeschooling von den Elternhäusern erwartet wird, desto größer wird die Schere am Ende sein.

Positiv bewertet wurde von vielen, dass die Diskussion um Digitalisierung im Bildungsbereich einen Riesenschub bekommt und ein Anschluss an gesellschaftliche Entwicklungen möglich ist. Jedoch monieren große Teile der Lehrerschaft, Schulleitungen sowie der Schulverwaltung und -aufsicht, die technische Ausstattung mit Hard- und Software. Die Motivation, Innovationswille und Bereitschaft ist jedoch groß.

Als Perspektive für die Zeit nach der Schulschließung werden Blended learning-Konzepte (ein Mix aus verschiedenen Methoden) und Kompensationsbemühungen eine große Rolle spielen. Schon jetzt richtet sich das Programm „Lernbrücken“ in Berlin an Kinder und Jugendliche, die in Risikolagenaufwachsen und über ihre Eltern oder digitale Formate kaum zu erreichen sind. Sie erhalten zusätzliche Unterstützung durch die Zusammenarbeit von Schulen und freien Trägern der Jugendhilfe.


Weitere Informationen und Ergebnisse der Studie finden Sie hier.

Die ausführliche Studie steht kostenfrei unter einer Creative-Commons-Lizenz (CC BY-NC-SA) zur Verfügung:

Huber, Stephan et al. (2020): COVID-19 und aktuelle Herausforderungen in Schule und Bildung. Erste Befunde des Schul-Barometers in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Waxmann.

  • Erscheinungsdatum: 02.04.2020