Wann und wie hat Ihre Schule mit der datenbasierten Entwicklungsarbeit begonnen? 

Daniel Kux: Als ich 2018 hier anfing, fand ich eine Schule vor, in der die Probleme nur gefühlt identifiziert, aber nicht stringent angegangen wurden. Mein Bestreben war daher von Anfang an, das in einen geordneten Schulentwicklungsplan zu überführen. 

Wenn ich Schulentwicklung betreibe, muss ich einen Plan von dem haben, was ich konkret erreichen möchte. Und dafür muss ich immer auch Indikatoren festlegen, an denen ich messen kann, ob der gewünschte Zustand erreicht ist oder nicht. 

Das Schulfeedback – das ist die externe Evaluation hier in Schleswig-Holstein – war im Jahr 2020 eine gewisse Initialzündung für uns, in der Schulentwicklung weiterzugehen und systematisch auf Daten zu setzen. Seit 2021 nehmen wir am schulischen Modellnetzwerk „Datengestützte Schulentwicklung“ von „LiGa – Lernen im Ganztag“ Schleswig-Holstein teil, das uns bei diesem Vorgehen begleitet.

Wo steht Ihre Schule in diesem Prozess?

Daniel Kux: Durch die Arbeit im Modellnetzwerk ist mir und dem Kollegium deutlich geworden, dass wir eigentlich schon eine ganze Menge mit Daten machen – ohne dass wir ständig in Tabellen Befragungen auswerten. Ich glaube, das ist eher eine Frage der Haltung und hat weniger mit Excel-Listen zu tun. Schon allein, dass wir einen Jahresarbeitsplan mit festen Zielen und gesetzten Indikatoren haben, ist ein datenbasiertes Vorgehen. Dazu mache ich nicht immer wissenschaftliche Abfragen. Aber ich möchte von den Kolleginnen und Kollegen so konkrete Angaben wie möglich und keine allgemeinen Aussagen wie „man müsste mal, man sollte mal“. 

Ein Beispiel ist der Dauerbrenner Digitalisierung. Dazu steht in unserem Plan, dass unter anderem das Ausstattungsprofil vervollständigt werden soll. Aber was heißt das denn genau? Um das zu klären, setze ich mich mit dem Digitalisierungsteam hin und schaue, was wir schon haben, ob das reicht, wo noch was fehlt und wenn ja, was. 

Wie gehen Sie konkret vor? 

Daniel Kux: Wir haben letztes Jahr einen Kreislauf für die Jahresarbeitsplanung entwickelt, der gut beschreibt, wie wir vorgehen. 
 

Natürlich bildet der Kreislauf den Idealzustand ab. Jetzt im zweiten Durchgang sind wir so weit, um im Kollegium genauer zu besprechen, welche Strukturen es dafür eigentlich braucht. Das Schulleitungsteam arbeitet dabei eng mit der Steuerungsgruppe für Schulentwicklung zusammen. Sie besteht aus vier Personen, die im Schuljahresverlauf ihr Augenmerk auf unterschiedliche Entwicklungsbereiche legen. Damit bildet die Steuergruppe eine Schnittstelle zu den einzelnen Schulentwicklungs-AGs, von denen wir momentan zehn haben.

Wie nehmen Sie das Kollegium bei diesem Entwicklungsprozess mit? 

Daniel Kux: Bei uns sind alle Kolleginnen und Kollegen verbindlich in einer Schulentwicklungs-AG. Die meisten aus dem Kollegium finden diesen Ansatz gut und gerecht. Auch diejenigen, die durchaus sagen „na ja, das ist noch ein Termin mehr“. 

Im Grunde möchte ich so auch Schätze heben und Lehrkräften, die in großen Runden nie was sagen, den Raum für ihre Ideen geben. 

Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Steuerungsteam stehen den AGs beratend zur Seite. Zwei, drei Mal im Jahr führen sie Gespräche zum Stand der Entwicklungen und fragen ab, welche Hilfe und Unterstützung benötigt wird. 

Welche Daten und Tools nutzen Sie bisher? 

Daniel Kux: Sofern es sich anbietet und sinnvoll ist, führen wir Befragungen bei den Schülerinnen und Schülern sowie im Kollegium mit dem Abfragetool LeOniE.SH des Landesinstituts durch. 

Wir nutzen auch Daten, die sich aus Gesprächen ergeben. Beispielsweise hat das Steuerungsteam für sich einen Leitfaden entwickelt, wie es die Gespräche mit den AG-Leitungen führen und auswerten kann. Auch für die pädagogischen Gespräche – das sind kleine Konferenzen im Kernklassenteam – gibt es ein Formblatt, mit dem die unterschiedlichen pädagogischen Bedarfe der Schülerinnen und Schüler gut erfasst werden können. 

Bei der Schulanmeldung machen wir durchaus auch kleine Umfragen, aber eher informell. Wir bitten unsere Sekretärin zwei, drei Punkte bei den Eltern anzusprechen und Feedback einzuholen. Das würde uns mit einem Fragebogen nicht gelingen. In einem persönlichen Gespräch beantworten sie aber die Fragen.

Wie können Schülerinnen und Schüler bei dem Entwicklungsprozess mitwirken?

Daniel Kux: An dem Thema sind wir dran. Die Schülervertretung baut sich gerade neu auf und ist mit der AG Schulkultur vernetzt. Zudem möchten wir für die Schülerinnen und Schüler Tools etablieren, die ihnen Mitwirkung bei der Gestaltung ihres Schulalltags ermöglichen.

Zum Beispiel gibt es die Aula-App. Mit der können Schülerinnen und Schüler eigene Vorschläge und Ideen entwickeln, die andere Schüler dann liken können. 

So kristallisieren sich Themen heraus, die von der Schülerebene über den Schülerrat in die Schulkonferenz eingebracht werden können. Ob das funktioniert, hängt ein bisschen von den Schülerinnen und Schülern ab.

Wie sehen Sie Ihre Rolle im Entwicklungsprozess?

Daniel Kux: Ich bin dafür da, dass es ihn überhaupt gibt und dass er bleibt. Ich glaube, es muss jemanden geben, der Spaß daran hat, solche Prozesse voranzutreiben. Bei mir ist das der Fall – es ist sozusagen mein Steckenpferd.

Mein Ziel wäre natürlich, dass die Jahresarbeitsplanung in fünf Jahren ein Selbstläufer ist. Bis dahin werden wir die Zeit aber noch brauchen, um die Struktur bestmöglich zu gestalten. Dazu gehört auch, dass wir mal Dinge ausprobieren können, die sich vielleicht im Nachhinein als nicht so sinnvoll herausstellen. Aber das führt dazu, dass es am Ende funktioniert. 
 

Zur Person:

Dr. Daniel Kux ist seit 2018 Schulleiter der Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule in Preetz, Schleswig-Holstein. Seit seinem Studium befasst er sich mit dem Thema Schulentwicklung, zu dem er auch promoviert hat. Seine Arbeit ist geprägt von der Freude am zielgesteuerten Vorgehen und der Frage, wie er das, was er tut, auch evidenzbasiert weiterentwickeln kann. 

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