Mehr als ein Jahr Corona-Pandemie – wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?
Meike Harder: Die Schwerpunkte meiner Arbeit haben sich notgedrungen deutlich verändert. Die Zeit war geprägt vom Krisen- und Beschwerdemanagement. Haben wir genug Tests? Haben die Schülerinnen und Schüler ihre Masken auf? Ist das alles richtig dokumentiert worden? Haben wir vulnerable Gruppen? Derlei Fragen standen einfach permanent im Vordergrund. Besonders bedauere ich, dass dadurch meine inhaltliche Arbeit liegen geblieben ist. Ich freue mich, wenn ich dafür wieder den Kopf frei habe und Schulentwicklungsprozesse begleiten und in die Unterrichtsentwicklung mit einsteigen kann. Ein ganz besonderes Anliegen von mir ist, das Lernen im Ganztag weiter zu vernetzen und inhaltlich auf stärkere Beine zu stellen – auch im Rahmen von LiGa Schleswig-Holstein.
Was bleibt Ihnen in positiver Erinnerung?
„Durch das Krisenmanagement ist die Teamarbeit sowohl in den Schulen als auch in der Schulaufsicht noch besser geworden.“
Wir mussten immer sehr schnell reagieren, um spontan neue Situationen bewältigen zu können. Dafür haben wir gemeinsam mit den Schulen an einem Strang gezogen und geklärt, wer was übernimmt. Ich finde, die Schulen sind dabei über sich selbst hinausgewachsen. Anfangs waren sie verzweifelt, als es zum Beispiel hieß, dass sich alle Kinder zweimal die Woche testen sollen. Aber dann wurden von den Schulteams schnell Lösungen gefunden und umgesetzt. Das waren großartige Erfolgserlebnisse. Auch zu wissen, dass wir mit diesem Teamgeist Probleme schnell in den Griff bekommen haben.
Wie sind Sie mit den Schulleitungen und Kolleg:innen in Kontakt geblieben?
Meike Harder: Da wir vieles kurzfristig besprechen mussten, konnten wir nicht wie üblich mit zwei Wochen Vorlauf zu einer Dienstversammlung einladen. Anfangs haben wir uns über Telefonkonferenzen zusammengeschlossen, um die Schulleitungen schnell zu informieren. Nach einiger Zeit sind wir zu Videokonferenzen übergegangen. Auch die Kreisfachberatungen, die schulische Erziehungshilfe und den Kontakt zum Jugendamt haben wir in dieser Form organisiert. Das hat sehr gut funktioniert. Natürlich ersetzen diese digitalen Konferenzen nicht den persönlichen Kontakt, aber sie waren in dieser Zeit eine gute Alternative.
Was davon möchten Sie fortführen?
Meike Harder: Die Videokonferenzen werden wir mit Sicherheit auch jenseits der Pandemie weiter nutzen, wenn auch nicht so häufig wie bisher. Wir sind ein großer Kreis. Von der südlichsten bis zur nördlichsten Schule sind es rund 70 Kilometer. Da ist es praktisch, sich von Zeit zu Zeit digital zu treffen, denn wir sparen Zeit, haben keine Fahrtkosten und können uns trotzdem sehen. Ich hatte vorher mit Videokonferenzen nichts zu tun. In den vergangenen Monaten haben wir viel über digitale Kommunikationswege gelernt und haben das jetzt richtig gut drauf.
Seit kurzem findet wieder Präsenzunterricht statt. Worüber haben Sie sich dabei am meisten gefreut?
Meike Harder: Mein Herz ging auf, als sich alle Beteiligten an Schule so darüber gefreut haben. Die Schulleitungen und Lehrkräfte sind glücklich, ihre Klassen endlich wiederzusehen und kooperativ arbeiten zu können. Selbst die Schülerinnen und Schüler haben gesagt: „Endlich wieder Schule.“ Und nicht zuletzt die Eltern sind froh, dass der Unterricht wieder regelmäßig läuft. Diese Freude zu sehen, zeigt mir einmal mehr, dass Schule etwas Tolles ist.
Mit welchen Gedanken gehen Sie das kommende Schuljahr 2021/2022 an?
Meike Harder: Ich hoffe die Lage bleibt entspannt und es rollt keine 4. Welle mit Lockdown auf uns zu. Ich gehe schon davon aus, dass nicht alles wieder so sein wird, wie vor der Pandemie. Wir werden weiterhin die Corona-Hygieneregeln einhalten müssen. Aber ich wünsche mir, dass es im neuen Schuljahr im Präsenzunterricht weitergeht und wir zügig in der Lage sind, entstandene Lernrückstände aufzuholen und da anzusetzen, wo es nötig und richtig ist.