Mithilfe von lokalen Bildungslandschaften lassen sich die individuelle Förderung von Kindern und Jugendlichen in ihrer Lebensumgebung systematisch verbessern, das Gelingen von Übergängen im Bildungsverlauf sicherstellen und Strukturen schaffen, die optimale Bildungschancen für alle Kinder und Jugendlichen bieten. Sie sind eine Möglichkeit, die Kluft zwischen der Schule und anderen Lebensbereichen zu überwinden, und bauen Brücken zwischen unterschiedlichen, zuvor oftmals isolierten Bildungsformen und -angeboten. Dabei sind die Besonderheiten des jeweiligen Ortes und der dort lebenden Menschen der Ausgangspunkt für den Aufbau der Bildungslandschaft. Er bestimmt, wie die spätere Bildungslandschaft aussehen und wie sie errichtet werden kann.

Bildungslandschaften definieren

Lokale Bildungslandschaften sind komplexe Gebilde, die nicht ganz einfach zu erfassen und zu definieren sind. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) hat daher – gemeinsam mit Modellkommunen – eine Definition lokaler Bildungslandschaften entwickelt, die notwendige Standards für deren Errichtung benennt und mittlerweile weite Verbreitung gefunden hat. Sie basiert auf umfassenden Erfahrungen im Aufbau von Bildungslandschaften, die im Rahmen langjähriger Arbeit in verschiedenen Programmen mit unterschiedlichen Kooperationspartnerinnen und -partnern gewonnen wurden.

Lokale Bildungslandschaften sind demzufolge 

  • langfristige, 
  • professionell gestaltete, 
  • auf gemeinsames, planvolles Handeln abzielende,
  • kommunalpolitisch gewollte Netzwerke zum Thema Bildung, die –
  • ausgehend von der Perspektive des lernenden Subjekts –
  • formale Bildungsorte und informelle Lernwelten umfassen und 
  • sich auf einen definierten lokalen Raum beziehen.

Nur wenn alle diese Faktoren erfüllt sind, ist es möglich, eine Bildungslandschaft aufzubauen, in der durch professionell reflektierte, planvoll handlungsorientierte Zusammenarbeit verschiedener Akteurinnen und Akteure mit dem Rückhalt der Kommune nachhaltige, langfristige Veränderungen erzielt werden. 

Gründe für den Aufbau von Bildungslandschaften

Warum aber lohnt es sich, Zeit und Energie darauf zu verwenden, eine Bildungslandschaft aufzubauen? Gründe dafür gibt es zahlreiche, die im Einzelfall sicherlich immer etwas unterschiedlich aussehen. Um Ihnen dennoch eine grundsätzliche Orientierung sowie konkrete Argumente für die Gewinnung von Kooperationspartnerinnen und -partnern zu bieten, haben wir, in Anlehnung an das Praxishandbuch Wie geht’s zur Bildungslandschaft, fünf wichtige allgemeine Gründe zusammengefasst. 

1. Kein Kind soll verloren gehen

Das Heranwachsen von Kindern und Jugendlichen ist ein kontinuierlicher, allmählicher Prozess. Das Bildungs- und Erziehungssystem, das sie dabei begleiten soll, ist jedoch durch Brüche und wechselnde Zuständigkeiten unterschiedlicher Institutionen in verschiedenen Lebensphasen und -bereichen geprägt. Hierbei bestehen oftmals abweichende, mitunter sogar gegensätzliche Bildungsvorstellungen und Perspektiven auf die Kinder und Jugendlichen. Diese Bruchstellen führen dazu, dass noch immer zu viele Bildungsbiografien durch Misserfolge geprägt sind. Lokale Bildungslandschaften ermöglichen einen gemeinsamen Blick verschiedener Institutionen auf die Heranwachsenden und das gemeinsame Übernehmen von Verantwortung und helfen so, allen Kindern und Jugendlichen die Chance auf ein erfolgreiches Aufwachsen zu bieten. 

2. Mehr Teilhabechancen durch Bildung

Noch immer hängen in Deutschland die Bildungs- und Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen stark von ihrer sozialen Herkunft und dem elterlichen Bildungshintergrund ab. Um allen Kindern und Jugendlichen, ganz unabhängig von ihrer Herkunft, die Chance auf persönliche Entfaltung zu geben, sind auf unterschiedlichen Ebenen Veränderungen im Bildungssystem notwendig. 

3. Bildung ist mehr als Schule 

Bildungslandschaften basieren auf einem erweiterten Bildungsverständnis. Denn Bildung findet nicht allein in der Schule statt, sondern ist ein umfassender und vielfältiger Prozess, zu dem verschiedenste Orte und Gelegenheiten beitragen. Lokale Bildungslandschaften vernetzen die unterschiedlichen Akteure und Institutionen, die daran beteiligt sind, und stimmen die diversen Bildungsprozesse aufeinander ab. 

4. Bildung wird zum Standortfaktor

Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge bringt es auf den Punkt: „Bildung ist ein wesentlicher Faktor bei der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung von Städten, Landkreisen und Gemeinden.“ Insbesondere angesichts des demografischen Wandels im 21. Jahrhundert ist es für Kommunen wichtig, den Menschen gute Bildungsangebote und -infrastruktur zu bieten, um einerseits als privater Lebens- und andererseits als Unternehmensstandort attraktiv zu sein. Dies ist eng mit erfolgreichen Bildungsbiografien verknüpft, die wie in einem Kreislauf nicht nur aus guten Bildungsbedingungen hervorgehen, sondern diese zugleich mitermöglichen. Lokale Bildungslandschaften helfen Kommunen dabei. 

5. Bildung in lokaler Verantwortung: Die Menschen vor Ort wissen, was sie brauchen

Bildungslandschaften ermöglichen es, Antworten auf wichtige lokale Fragen und Herausforderungen direkt vor Ort selbst zu erarbeiten, anstatt auf Hilfe oder Regulierung von außen angewiesen zu sein.  Dabei können viele verschiedene gesellschaftliche Akteurinnen und Akteure zur eigenständigen gemeinsamen Lösungsfindung zusammenkommen. Dies steigert einerseits deren Identifikation und Akzeptanz für die durchzuführenden Projekte und dabei getroffenen Maßnahmen. Andererseits schlägt sich dies auch in der Wirksamkeit der Ergebnisse selbst nieder. Denn die Menschen vor Ort wissen selbst am besten, was sie brauchen – und was vielleicht schon vorhanden ist und nur noch koordiniert werden muss.

Um wen geht's in der Bildungslandschaft?

Einblicke darin, wie Bildungslandschaften funktionieren und um wen es dabei eigentlich geht, liefert Ihnen unser Video:

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Hilfe für das konkrete Vorgehen bieten Ihnen das Praxishandbuch Wie geht's zur Bildungslandschaft?

Quelle für die Definition lokaler Bildungslandschaften:

Peter Bleckmann, Anja Durdel: Einführung: Lokale Bildungslandschaften – die zweifache Öffnung. In: Lokale Bildungslandschaften. Perspektiven für Ganztagsschulen und Kommen. Hrsg. von Peter Bleckmann und Anja Durdel. Wiesbaden 2009, S. 12.

  • Erscheinungsdatum: 02.06.2020

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