17 Schulentwicklungsteams aus ganz Hessen nehmen an den LiGa-Werkstätten zur designbasierten Schulentwicklung teil. In den Teams arbeiten Schulleitungen, Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeitende zusammen, die künftig an ihrer Schule einen Schwerpunkt in kultureller Bildung setzen oder vertiefen möchten.
So hat sich beispielsweise die Wilhelm-Leuschner-Schule in Heuchelheim bei Gießen das Ziel gesetzt, den Kinder- und Jugendbauernhof „Hardtgärten” als außerschulischen Lernort für kulturelle Bildung in die Gestaltung des Ganztags der Schule einzubeziehen. Die Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Rimbach im Odenwald strebt an, den Vor- und Nachmittag besser zu verzahnen, um damit Gleichberechtigung und Zusammenhänge bei der kulturellen Bildung zu schaffen. Die verschiedenen Schulentwicklungsvorhaben aller teilnehmenden Schulen im Bereich der kulturellen Bildung sind damit so unterschiedlich, wie die Schulen selbst: Sie alle teilen aber das Element der Innovation.
Komplexe Vorhaben wirkungsvoll angehen
Ziel bei “LiGa – Lernen im Ganztag” in Hessen ist es, kulturelle Bildung über den Musik-, Kunst-, oder Theaterunterricht hinaus ganzheitlich zu verstehen, um sie für die Potenzialentfaltung von Schüler:innen nutzbar zu machen. Die designbasierte Schulentwicklung mit agilen Methoden stellt eine wirkungsvolle Herangehensweise für solch komplexe Herausforderungen dar.
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„Designbasierte Schulentwicklung“ ist ein Verfahren der Organisationsentwicklung, das auf alle Schularten anwendbar ist. Es hat sich insbesondere in solchen Bildungseinrichtungen bewährt, in denen die Akteur:innen mit Herausforderungen konfrontiert sind, die sie als überwältigend und unlösbar wahrnehmen. In der designbasierten Schulentwicklung geht es darum, Lösungsstrategien mit dem Wissen der Personen zu entwickeln, die sie betreffen und umsetzen sollen. Das Vorgehen beruht auf einer aktiven Kultur des Trial and Error, des bewussten Scheiterns, der Analyse und der ständigen Verbesserung. Schulische Veränderungs- und Lernprozesse entspringen somit weder dem Zufall noch der Willkür, sondern wurzeln in dem Wunsch, Lösungen für Probleme des Schulalltags zu finden.
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Zu Beginn lohnt sich ein Blick auf die Stacey-Matrix. Mit ihr lassen sich Schulentwicklungsvorhaben zunächst einordnen:
- Wie eindeutig und sicher ist der Weg der Umsetzung („Wie“)?
- Wie bekannt, klar und eindeutig sind die Anforderungen an eine Lösung („Was“)?
Bei der Einschätzung ist nicht nur das Verständnis des aktiv agierenden Entwicklungsteams gefragt, sondern das aller Beteiligten: das gesamte Kollegium, Schüler:innen, Eltern und externe Partner:innen in Schulverwaltung.
Vorhaben, bei denen beide Dimensionen als „klar“ und „sicher“ eingeschätzt werden können, erfordern in der Regel keine agilen Methoden. Im Gegenteil: Klassisches Projektmanagement ist dort effektiver. Mit steigender Ungewissheit sowohl im „Wie“ als auch im „Was“ steigt die Kraft und Wirksamkeit agiler Vorgehensweisen. In Situationen, die bereits im analytischen Sinne als „chaotisch“ bezeichnet werden, sollten die schulischen Führungskräfte einen Handlungsrahmen definieren, in dem agile Methoden eingesetzt werden können.
Innovationsprozess kollaborativ gestalten
Um die Entwicklungsteams gut in ihren Projekten unterstützen und begleiten zu können, arbeitet LiGa in Hessen mit innovationhub.schule als externem Partner zusammen. Das Unternehmen hat sich auf schulische Innovationen mit agilen Methoden spezialisiert und kombiniert dafür soziale Techniken wie bspw. Design Thinking mit Aspekten des Changemanagements.
Im ersten Schritt des Innovationsprozesses im Herbst 2021 arbeiteten die Schulteams heraus, dass ihre Projekte in komplexen oder gar chaotischen Umfeldern stattfinden. Daher können die Schulentwicklungsprozesse nicht linear, sondern meist nur in einem iterativen und agilen, schleifenartigen Vorgehen erfolgen.
Der Innovationsprozess umfasst folgende Schritte:
- Projekt-Genese: Herausforderung bzw. Problemstellung konkret definieren
- Resonanz: ein klares Verständnis vom Projekt in der Schulgemeinschaft vermitteln und alle mit ins Boot holen
- Große Ideen: inspirierende Beispiele finden und neue Ideen kreieren
- Hacks: Ideen in kleinen Experimenten und im überschaubaren Umfeld ausprobieren
- Skalierung: nach erfolgreichem Testen, Idee ausweiten und nachhaltig verankern
Was hier linear dargestellt ist, findet in der realen Umsetzung als ein iterativer, rekursiver Prozess statt, der schleifenförmig in mehreren „Loops“ abläuft. Auch die Reihenfolge der Phasen kann sich je nach „Loop“ unterscheiden. Mit diesem Prozess begeben sich die Schulteams auf eine so genannte Innovationsreise.
Innovationsplattform als virtuelle Werkbank
Den schulischen Entwicklungsteams steht für ihre Innovationsreise eine digitale Plattform zur Verfügung, die im Prozess wie eine virtuelle Werkbank funktioniert. Sie hält verschiedene Tools, Methoden und Leitfragen für die einzelnen „Loops“ bereit, so dass die Teams in den Prozessschritten selbstständig handlungsfähig sind. Zum Beispiel können die Methoden Shadowing, Tiefeninterview oder Befragung eingesetzt werden, um in der jeweiligen Schule vor Ort viele Menschen abzuholen und mitzunehmen.
Die Arbeitsphasen werden innerhalb der Innovationsplattform auf online verfügbaren Whiteboards abgebildet – das ermöglicht die asynchrone Kollaboration. Ergebnisse aus den Werkstatt-Treffen können so unkompliziert mit der Schulgemeinschaft zur Weiterentwicklung geteilt werden.
Ausblick
Die Schulteams befinden sich aktuell mitten auf ihren Innovationsreisen und arbeiten je nach Projekt an verschiedenen Phasen. Der nächste gemeinsame Schritt für die Schulen ist ein All-Hands-Meeting zusammen mit den jeweiligen Mitarbeitenden der Staatlichen Schulämter. Diese werden – ähnlich wie bei der oben beschriebenen Phase der Resonanz – thematisch abgeholt und auf die Reise der Schulen mitgenommen. Im Herbst finden dann die nächsten Werkstatt-Treffen als weiterer Meilenstein im Projekt statt. Dabei werden nicht nur von LiGa in Hessen neue Impulse für die Schulentwicklungsvorhaben gesetzt, sondern die Schulen können sich auch untereinander austauschen und als „Sparringspartner“ gegenseitig beim kreativen Denken unterstützen.
Der Beitrag ist in Zusammenarbeit von Berit Moßbrugger von innovationhub.schule und Gunnar Rettberg von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung im Rahmen von LiGa in Hessen entstanden.