Die Grundannahme jeder systemischen Beratung lautet: Die Lösung liegt im System, also bei denen, die beraten werden. Die Beraterin oder der Berater präsentiert daher keine Lösung, sondern organisiert einen Prozess, in dem die Beratenen ihre Situation analysieren, sich auf Ziele verständigen und eine Lösung finden.
In diesem Sinne ist die fragende, nicht sendende Haltung der Beratenden eine zwingende Voraussetzung. Gleichzeitig müssen die Beratenen aushalten, auf ihre eigene Beratungsfrage Gegenfragen statt Antworten zu erhalten.
„Der systemische Ansatz hat für mich den Vorteil, dass eine klare und transparente Struktur dahintersteckt. Wenn wir beraten, sind wir mit Systemen befasst und reflektieren unsere eigene Rolle im System. Worauf treffe ich? Was löse ich aus? Worauf muss ich mich einstellen? Ich kann dadurch meine eigene Rolle besser einordnen – aber auch die Rolle meines Gegenübers. Im Kontakt mit Schulleitungen bedeutet das: Ein Schulleiter oder eine Schulleiterin ist kein Solitär, sondern Teil eines Systems. Wer steht auf seiner bzw. ihrer Seite, wer ist Kontrahent? Es geht darum, eine Sensibilität dafür zu entwickeln, wer theoretisch mit uns im Raum sitzt, wenn wir uns mit einem Thema befassen.“
Systemische Landkarte
Ausgangspunkt ist eine Analyse des gesamten Systems in Form einer systemischen Landkarte. Die Beratenen sammeln zunächst, welche Akteure für das zu besprechende Thema relevant sind, wo diese innerhalb des Systems zu verorten sind und wie sie zum Thema stehen. Eine gemeinsame Anordnung von Moderationskarten oder eine Aufstellung mit einem sogenannten Systembrett unterstützt die Reflexion. In dieser Phase ist es besonders wichtig, dass noch keine Maßnahmen oder Lösungen formuliert werden, um den Blick weit zu halten. Da sich dieses Vorgehen von vielen klassischen Beratungsansätzen abhebt, ist das oft eine große Herausforderung.
Das A und O: offene Fragen stellen
Das wichtigste Handwerkszeug des Beraters oder der Beraterin sind offene Fragen. Sie helfen, Situationen mit professioneller Distanz zu betrachten und gewohnte Pfade zu verlassen, um so auf neue Lösungen zu kommen.
Diese Fragen wiederum können einem Prozessablauf für ein systemisches Beratungsgespräch zugeordnet werden Das Schema hilft, ein Beratungsgespräch zu strukturieren. Wenn ein Schulteam im Einsatz systemischer Techniken erfahren ist, kann es nach diesem Ablauf auch ohne externe Beratung Planungsprozesse strukturieren.
Ablauf eines systemischen Beratungsgesprächs
Vorklärung
- Beratene haben Beratung angefragt oder zugestimmt
- Thema ist benannt/Verständigung auf Werte
- Prinzipien für die Beratung, Klärung von Rollen und Auftrag
Systemische Landkarte
- Akteure, Themen und Beziehungen sammeln
- Anwesende versuchen, die Perspektive weiterer Beteiligter einzunehmen
- Akteure anordnen: clustern und gewichten
Zielformulierung
- Brennpunkt im System identifizieren
- Was müsste anders sein, damit alle Beteiligten zufrieden sind?
- ein übergreifendes, emotional attraktives Ziel formulieren (nicht: Maßnahmen/Vorhaben)
Ressourcenanalyse
- eigene Werte, Motivationen und Gefühle sowie Werte der anderen Beteiligten
- Erfahrungen aus bisherigem Lösungsverhalten
- Ideen für Handlungsalternativen
Maßnahmenplanung
- Wie können die identifizierten Ressourcen planvoll eingesetzt werden, um das formulierte Ziel zu erreichen?
- Wer macht was bis wann? Wer muss eingebunden werden? Auch Plan B muss schriftlich festgehalten werden.
- Zwischenreflexion/Controlling planen
Umsetzung
- durch die Beratenen
- entsprechend des Maßnahmenplans
- Zwischenreflexion, Controlling, Nachsteuerung (mit oder ohne Beratende)
(Quelle: nach Stefan Clotz, systemischer Berater und Referent der LiGa-Akademie für Schulaufsicht in Hessen in Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden der Akademie.)
Materialien zum Thema
Leit-IDEEN
Systemische Beratung
Die systemische Beratung hat sich im Rahmen von „LiGa – Lernen im Ganztag” als hilfreicher Ansatz für die Schulaufsicht erwiesen. Diese Ausgabe der Leit-IDEEN bietet einen kompakten Einstieg in das Thema.