Jan Vedder ist Lehrer an einer Oberschule und Pädagogischer Seminarleiter am Studienseminar in der Region Hannover. An seiner Schule hat er das Format Mikrofortbildung eingeführt – mit großem Erfolg. Seit 2018 finden dort alle drei bis vier Wochen kurze Fortbildungen zum Thema Digitalisierung statt. Mit den sogenannten Fortbildungssnacks bzw. Mikrofortbildungen werden die Lehrkräfte selbst zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Die Fortbildungen werden von Kolleginnen und Kollegen gehalten und folgen dem festen Schema „1-45-5“: Sie widmen sich 1 Thema, dauern 45 Minuten und finden ab 5 Teilnehmenden statt.
In einem Workshop des Programms „LiGa – Lernen im Ganztag“ und in einem Webinar des Programms „bildung.digital“ hat Jan Vedder sein praktisches Wissen rund um Mikrofortbildungen weitergegeben. Die Prinzipien des Ansatzes und konkrete Umsetzungsschritte können Sie hier nachlesen:
Each one teach one
Die Idee hinter Mikrofortbildungen beruht auf dem Prinzip „Each one teach one“: Lehrerinnen und Lehrer mit Erfahrungen im Umgang mit digitalen Medien teilen ihr Wissen und ihre Erkenntnisse mit dem Kollegium ihrer Schule und bilden dieses so weiter. Anstatt die Lehrkräfte in externe Fortbildungen zu schicken, die oftmals teuer und in der Planung wenig flexibel sind, einen hohen Zeitaufwand darstellen und mitunter einen langen Vorlauf benötigen, sollen die eigenen Ressourcen und Potenziale im Kollegium genutzt werden – direkt vor Ort an der Schule. Diese Grundidee beschränkt sich natürlich keineswegs auf das Thema digitale Medien, ist aber besonders gut geeignet, um neue digitale Infrastrukturen, Formate und Angebote an Schulen aufzubauen.
Im Mittelpunkt der Mikrofortbildungen stehen stets die unmittelbaren Unterrichtserfahrungen der Referierenden, kein fertiges und perfektes „Produkt”, das allumfassend vorgestellt werden muss.
Werden Mikrofortbildungen durchgeführt, ermöglichen sie den Teilnehmenden nicht nur einen entscheidenden Wissenszuwachs für die Weiterentwicklung ihres Unterrichts. Sie tragen auch wesentlich zum Empowerment der Lehrkräfte bei, also zu Selbstbefähigung und der Stärkung von Lernautonomie. Schließlich bleiben Lehrende immer auch Lernende und müssen die eigenen personalen Kompetenzen im Schulalltag stets weiterentwickeln.
„Mikrofortbildungen etablieren sich im Kollegium, wenn die Schulleitung dem Thema offen gegenübersteht. Optimal ist es natürlich, nicht nur den Raum zu schaffen, sondern auch selbst mal Mikrofortbildungen zu besuchen. Das hat eine große Signalwirkung für das Kollegium. Auch hier gilt es, vorzuleben und Haltung zu zeigen: „Uns ist das wichtig, uns interessiert das auch.” Und: „Ich bin Lernerin und Lerner, so wie du. Ich kann nicht alles, nur weil ich Schulleitung bin.” Das motiviert Lehrkräfte, auch selbst Mikrofortbildungen zu besuchen und anzubieten.“