Der kanadische Bildungsforscher Michael Fullan misst den Schulleitungen daher eine besondere Bedeutung bei. Er spricht von der resoluten Führung und meint damit transparentes und konsequentes Handeln in geteilter Verantwortung. Wie die Metastudie „Instructional Leadership“ von John Hattie zeigt, hat dieses Konzept auf dem Gebiet der Unterrichtsentwicklung zu den größten Bildungszuwächsen bei Schülerinnen und Schülern geführt. Diese Schulleitungen verfügen über ausgeprägte ideale Vorstellungen von guter Schule und gutem Unterricht und reden drüber. Sie wissen, was ein zeitgemäßes Curriculum, guten Unterricht und eine gelingende Leistungsmessung und -bewertung ausmacht und haben im Blick, wie all das den Schülerinnen und Schülern zugutekommt (vgl. Pietsch. IN: Wirksame Schulleitung 2014, S. 15-23).

Schulleitung als Expertin für Unterrichtsfragen ist dann erfolgreich, wenn sie sich und ihren Lehrkräften systematisches Feedback zur Qualität des Unterrichts gibt und als Beraterin und Diskussionspartnerin zur Verfügung steht. Durch ihr professionelles Führungshandeln kann die Schulentwicklung auf den pädagogischen Erziehungs- und Bildungsauftrag fokussiert werden.

Abbildung angelehnt an F. Malik: Führen, Leisten, Leben. Wirksames Management für eine neue Zeit. München 2001. S.5-9.

Führung aus dem Hintergrund

Das oben beschriebene Steuern auf Abstand lässt sich im Bereich des Führungshandelns mit dem Begriff „Führung aus dem Hintergrund“ verbinden. Der Erziehungswissenschaftler Hans-Günter Rolff prägte diesen Ansatz. Die Führung aus dem Hintergrund rückt die Mitarbeitenden mit ihrer Expertise in den Mittelpunkt und erfordert, die eigenen Sichtweisen ein Stück weit zurückzustellen. Wenn Entwicklungen nicht erfolgreich verlaufen, sollten sie als Lernchancen begriffen und lösungsorientiert genutzt werden (Rolff. IN: Wirksame Schulleitung 2014, S. 24ff.).

Aufgabe der Schulleitung ist es demzufolge, Aufgaben zu delegieren und Strukturen zu schaffen, in denen Lehrkräfte ihr Wissen und neue Ideen einbringen und Verantwortung übernehmen können. Die Haltung ist dabei wertschätzend und stärkenorientiert – die Schulleitung erkennt die Professionalität der Lehrkräfte an. In der praktischen Umsetzung bedeutet das beispielsweise, dass Professionelle Lerngemeinschaften den Unterricht weiterentwickeln, eine Steuergruppe den Digitalisierungsprozess voranbringt oder die gesamte Schulgemeinschaft ein Leitbild erarbeitet. Durch professionelles Führungshandeln können Schulleitung und Schulaufsicht die Qualitätsentwicklung der Schule als Ganzes im Blick behalten und einzelne Prozesse zusammenführen.

Dieser Text ist in der Ausgabe „Wirksame Steuerung“ der Leit-Ideen 1/2020 erschienen, einer Publikation von „LiGa – Lernen im Ganztag“. In der Broschüre finden Sie auf Seite 14 eine umfangreiche Literaturliste.

  • Erscheinungsdatum: 23.11.2020
  • LiGa
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