„Die Inspiration bekam ich von einer Schulleiterin aus Oslo“, erzählt Schulrätin Katrin Thomas. Im Rahmen des Programms „LiGa – Lernen im Ganztag“ hatte sie im Mai 2018 an einer Exkursion teilgenommen, die nach Oslo an die Majorstuen Schule führte. Dort hielt Schulleiterin Marianne Stenberg ein Plädoyer dafür, sich mit den Kolleginnen und Kollegen über den Sinn des Tuns und das Menschenbild auszutauschen – und dafür auch einen Raum zu schaffen.
Das Ziel: Ein gemeinsames Menschenbild leben
„Wir reden so oft über Schulentwicklung, Zielvereinbarungen, Unterrichtsqualität und so weiter“, sagt Katrin Thomas. „Aber die nahezu philosophische Frage nach dem Sinn unseres Tuns und nach unserem Menschenbild – insbesondere unserem Bild von den Kindern und Jugendlichen – spielt eine sehr wichtige Rolle, um als Schulleiter ein Kollegium zusammenhalten zu können“, sagt Katrin Thomas.
Gemeinsam mit Schulleiter Volker Schmidt von der Gemeinschaftsschule Mölln, der ebenfalls an der Exkursion teilnahm, rief sie anschließend das Dialogforum „Wertschöpfende Schulleitung“ ins Leben. Schon ab dem zweiten Treffen hat sich eine feste Gruppe gebildet, der neben der Schulrätin elf Schulleitungen aus ihrem Aufsichtsbereich angehören.
Die Formate: Reflexion, Austausch und Methodentraining
Nach einem Input zum Thema Wertschöpfung begann die Reflexion: Warum habe ich diesen Beruf überhaupt ergriffen? Was wollte ich damals – und was finde ich davon heute wieder? Inwiefern passen meine Berufsethik und mein alltägliches Handeln zusammen? An welcher Stelle im beruflichen Alltag geht es überhaupt um wertschöpfendes Handeln – und wo kann ich es platzieren?
Katrin Thomas berichtet: „Die Schulleiter haben eine Entdeckungsreise durch ihren Alltag gemacht und sich gefragt: An welchen Stellen kann ich Wertschöpfung zeigen und leben?“ Dabei sind sie auf sehr viele Bereiche und Details des Schulalltags gestoßen: die Kultur in den Pausen, die Gestaltung des Schulgebäudes, Jahresabläufe, Willkommenskultur, Kommunikations- und Konferenzstrukturen, Geburtstagsrituale, Mitarbeitergespräche und vieles mehr.
Jeder Schulleiter bzw. jede Schulleiterin hat daraufhin ein Vorhaben entwickelt, an dem er bzw. sie nun kontinuierlich arbeitet – zum Beispiel zur Frage „Wie kann ich Konferenzen anders gestalten?“. Zum Stand ihres Entwicklungsvorhabens tauschen sich die Schulleitungen bei jedem Treffen in Kleingruppen aus.
Auch ein Methodentraining gehört jedes Mal fest dazu. Unter anderem ging es bereits um die Formulierung SMARTer Ziele, die Arbeit mit dem Zielkreuz und Feedbackmethoden. Schulrätin Katrin Thomas vermittelt nicht nur die Methoden, sondern übernimmt auch die Gesamtmoderation.
Der Rahmen: Ort und Zeit
Die Treffen finden etwa alle drei Monate reihum an den beteiligten Schulen statt. Katrin Thomas und Volker Schmidt bilden das Vorbereitungsteam und werden jeweils von der Schulleiterin bzw. dem Schulleiter der Gastgeberschule unterstützt. Gemeinsamen schaffen sie einen wertschätzenden Rahmen für das Treffen. Das bedeutet, dass es auch eine Kleinigkeit zu essen gibt und dass der Raum ansprechend gestaltet wird.
Die Treffen nehmen jeweils einen Nachmittag in Anspruch. „Das ist ganz kostbare Zeit. Die Schulleiterinnen und Schulleiter, die daran teilnehmen, sind jedes Mal voller Vorfreude“, berichtet Katrin Thomas. „Sie nehmen sich gerne die Zeit, weil sie spüren, dass ihnen dieser Nachmittag so guttut. Denn sie gehen dann am nächsten Tag mit mehr Tiefe wieder in ihren Arbeitsalltag.“
Die Wirkung: Entlastung
„Dieses Dialogforum ist für mich keine Pflichtaufgabe, sondern die Kür“, sagt Katrin Thomas. „Hier wächst etwas, das für mich zu einer Entlastung führt. Ich spüre dabei eine Wirksamkeit, die ich bei meinen allgemeinen Verwaltungsaufgaben nicht so verspüre. Das Dialogforum tut mir persönlich gut und fordert mich heraus. Gleichzeitig wächst meine Beziehung zu den Schulleiterinnen und Schulleitern: Es entsteht mehr Vertrauen und ich sehe auch einen Kompetenzzuwachs seitens der Schulleitungen, der zum Beispiel bei Schulbesuchen oder Zielvereinbarungen sichtbar wird.“