Zeitorganisation und Rhythmisierung

Lernzeiten können auf drei Arten als Arbeitsphase im Schulalltag verankert sein.

Klassen-/Gruppenintern

Der Fokus ist nur auf eine Gruppe gerichtet. Diese Art eignet sich gut zum Einstieg, um Kinder an die Arbeitsweise und das Format von Lernzeiten heranzuführen. Allerdings kann das „Peer-Learning“ nur begrenzt erfolgen.

Klassen-/Gruppenübergreifend

Bei dieser Art der Arbeitsphase können durch den Peer-Austausch wertvolle Synergien entstehen, die sich wiederum positiv auf das eigene Lernen und Sozialverhalten auswirken. Die Klassenräume sind offen, so dass individuellen Arbeitsweisen und Lernvorlieben nachgegangen werden kann. Hierbei ist zu beachten, dass der Planungsaufwand eher hoch ist und sich das Team gut absprechen muss.

Jahrgangsübergreifend (JüL)

Ähnlich wie bei einer Klassen-/ Gruppenübergreifenden Arbeitsphase ist der Planungsaufwand und der Bedarf an Absprachen hoch. Dafür lässt JüL eine größere Heterogenität und damit Differenzierung zu. Zusätzlich zum Peer-Learning wird Raum für Mentoring-Strukturen geschaffen. Dabei trägt das altersübergeifende Lernen bei den Größeren zu Rollenwechseln bei und die Kinder motivieren sich gegenseitig. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kooperation der Kinder untereinander befördert wird.

Alle drei Varianten erfordern „Extrakontingente“ an Zeit. Hier hat sich bewährt, von den bestehenden Zeiten pro Unterrichtsstunde etwas abzugeben, beispielsweise fünf Minuten jeder 45-minütigen Unterrichtseinheit oder zehn Minuten jeder 90-minütigen Unterrichtseinheit. Es sind jedoch auch viele andere Zeitmodelle möglich. Grundsätzlich erlaubt eine längere Stundentaktung eine höhere Methodenvielfalt und bedeutet weniger Stress für Lernende und Lehrende, denn die Fach- und Raumwechsel sind dabei gering.

Raumorganisation und -gestaltung

In den Lernzeiten stehen den Schülerinnen und Schülern Idealerweise verschiedene Räumlichkeiten zur Verfügung, die sie eigenständig aufsuchen können. Hilfreich sind auch offene Sichtbezüge, kleine Interaktionsinseln und flexibles Mobiliar. Sie fördern die individuellen Bedarfe nach Austausch, Ruhe oder Bewegung. Die Planung der Strukturen und Verantwortlichkeiten ist am besten so angelegt, dass die Lehrenden einen Überblick über die Lernorte und einen Einblick in die Lernwege und Lernstände der Schülerinnen und Schüler erhalten. Dabei sollten die Materialien frei zugänglich sein.

Unterstützungsstruktur für die Lernenden

Das selbstregulierte Arbeiten braucht ein begleitendes Unterstützungssystem, das ihnen Richtlinien für den Kompetenzerwerb und die Aufgabenbearbeitung zur Verfügung stellt. Verschiedene Elemente des (Peer-)Austauschs, der Lernberatung und des Coachings gelten als zentrale Qualitätsbausteine von Lernzeiten. Zusätzlich helfen Rituale und Routinen den Schülerinnen und Schülern, den Lernfokus während der freien Arbeitsphase zu behalten. So habe mehrere Schulen im Rahmen von „LiGa – Lernen im Ganztag“ die Arbeit mit Kompetenzrastern, Lernzielen, Logbüchern, Arbeits- und Wochenplänen eingeführt. Solche Routinen helfen auch Lehrenden in Vertretungssituationen Lernzeiten zu begleiten.

Personalorganisation und Teamarbeit

Die Einführung von Lernzeiten wirkt sich auch auf die Arbeitsweise des Kollegiums aus. Eine kollaborative Zusammenarbeit und die arbeitsteilige Erstellung von Arbeitsmaterialien sind umso wichtiger je übergreifender die Zusammenarbeit der Schülerinnen und Schüler konzipiert ist. Ein Teamraum oder eine festinstallierte Kooperations-/Teamzeit können dafür eine gute Basis sein.

Bei der Teamzusammenstellung lohnt es sich, frühzeitig „synergetische“ Konstellationen zu finden. Haben einzelne Lehrkräfte ein ähnliches Lehrverständnis? Passen ihre Arbeitsweisen zueinander? Stehen sie dem Einführungsprozesses aufgeschlossen gegenüber?

Personelle Ressourcen für die individuelle Betreuung der Kinder in den Lernzeiten können beispielsweise über zugewiesene Stunden für das ganztätige Arbeiten oder den Förderunterricht gewonnen werden.
Allgemein gilt, um ein Lernzeitenmodell für die eigene Schule zu entwickeln, Hospitationen und Fortbildungen, zum Beispiel zu offenen Lernformaten, Raumkonzepten, digitalen Arbeitstools, von Anfang an miteinzuplanen. Für schulische Führungskräfte ist die zentrale Herausforderung, den Struktur- und Haltungswandel, der mit der Einführung von Lernzeiten einhergeht, gut zu begleiten und zu steuern.

Dieser Text ist eine gekürzte Fassung des Artikels „Lernzeiten gestalten – Schritt für Schritt“ aus der Publikation Leit-IDEEN „Lernzeiten“. 

Materialien zum Thema

  • Erscheinungsdatum: 24.05.2020
  • LiGa
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