Mit dem Evaluationsinstrument "Ganztag: Interne Evaluation für Schulen" (GAINS) können Schulen die Qualität ihrer Ganztagsangebote selbst messen. 

Grundlagen

Der GAINS-Fragebogen ist in einem mehrstufigen Prozess auf der Basis wissenschaftlicher Ganztagsschulforschung entwickelt worden, erläutern Dennis Nowak und Fabienne Ennigkeit: Wir haben uns bewusst nicht an den Qualitätskriterien eines Bundeslandes orientiert. Unser Ziel war es, die fundierte Praxis abzubilden und Aspekte zu thematisieren, die sich in der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion als zentral für Ganztagsschulqualität herausgestellt haben.

Dabei wurden drei Prämissen berücksichtigt:

  • Einzelschulische Aspekte 
    Jede einzelne Ganztagsschule ist als Handlungseinheit für Qualitätsentwicklung anzusehen.
  • Bedürfnisse der Lernenden stehen im Mittelpunkt
    Die Meinungen aller Schülerinnen und Schüler werden berücksichtigt, also auch von denjenigen, die noch nicht oder nicht mehr am Ganztags-Angebot teilnehmen. 
  • Schulische Ressourcen und Evaluationskompetenz der Lehrkräfte beachten
    Zeit, Personal und Finanzen Eine schulinterne Evaluationskultur ist bislang kaum etabliert. Sie spielt bei der Ausbildung der Lehrkräfte keine bzw. nur eine untergeordnete Rolle.

Merkmale des Fragebogens

Mit dem GAINS-Fragebogen wird die Angebotsqualität im Ganztag aus Sicht der Schülerinnen und Schüler bewertet. Der Fragebogen ist sehr anwenderfreundlich und praxistauglich gestaltet und kann von Ganztagskoordinatoren und Lehrkräften, aber ebenso von Eltern genutzt werden. Er ist:

  • kostenfrei,
  • leicht durchzuführen, 
  • leicht auszuwerten,
  • leicht zu interpretieren,
  • onlinebasiert, d.h. Erhebungen sind im schuleigenen Intranet oder Internet möglich,
  • filterbar nach Untergruppen (z.B. können Daten im Klassenverband erhoben werden) und
  • erweiterbar um weitere schulspezifische Fragestellungen. 

Aufbau des Fragebogens

1. Grundlegende Angaben zu den Lernenden

Dazu zählen Geschlecht, Alter, Migrationshintergrund. Außerdem wird konkret nach dem Freizeitverhalten gefragt, um herauszufinden, ob die Lernenden im Ganztag das gleiche machen, wie in ihrer Freizeit.

2. Einschätzungen zum gesamten Ganztagsbetrieb

Hier wird die generelle Motivation für die Teilnahme abgefragt. Eine Filterung erfolgt beispielsweise danach, ob die Schüler:innen am Ganztag teilnehmen oder nicht mehr teilnehmen, wobei auch die Gründe für diese Entscheidung abgefragt werden. 

3. Einschätzung eines einzelnen Angebots

Erfasst werden alle AG-Kategorien und Förderangebote: Bewegungsangebote, Spiel- und Sportangebote, musisch-künstlerische Angebote, mathematisch-informatische, naturwissenschaftlich-technische oder Fremdsprachenangebote. Die Angebotsqualität wird mittels der „GAINS-AG-Skala“ erfasst. Diese umfasst 28 Aussagen zu Lernförderlichkeit, Interesse, Pädagogischer Unterstützung und Lerngemeinschaft.

4. schulspezifische Fragestellungen

In diesem Teil können Schulleitungen individuelle Fragen zum Schulalltag aufnehmen. Das können beispielsweise Fragen zu Mensa bzw. Mittagessen, Pausenlängen, speziellen Lernzeiten etc. sein. 

Umfangreiche Begleitmaterialien

Rund um den GAINS-Fragebogen stehen den Schulen ergänzende Materialen zur Verfügung, die zusätzlich Hilfestellung und Informationen bieten. Dazu zählen:

  • Handreichungen für den Schnelleinstieg und zu zusätzlichen Funktionen des Tools
  • Hinweise zum Fragebogen für die Schüler:innen in Form von Texten und Power-Point-Folien
  • Vorlage zur Auswertung der Angebotsqualität als Excel-Liste
  • Vorlage zur Präsentation der Ergebnisse an der Einzelschule als Power-Point- oder Word-Dokument
  • Vorlage zur Erstellung eigener Diagramme in Excel
  • Fragebogen-Datei im Limesurvey-Format

Dennis Nowak und Fabienne Ennigkeit weisen darauf hin, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, mit den erhobenen Daten umzugehen: Von der zeitaufwendigen Variante, die Ergebnisse an die Befragten zurückzuspielen, in den Dialog zu gehen, bis hin zur Datensichtung durch eine Steuerungsgruppe, die „top-down“ Konsequenzen ableitet. 

Das Wichtigste beim Prozess sei aber zu wissen, dass der Großteil der Zeit darauf verwendet werden muss, aus den Daten etwas zu machen, betonen Dennis Nowak und Fabienne Ennigkeit. Im Idealfall werde die Befragung als System etabliert, um Wirkung zu evaluieren. Es erfordere viel Überzeugungsarbeit z. B. der Schulleitung, damit die Lehrkräfte der Evaluation gegenüber aufgeschlossen sind und diese als Routine des Schullebens akzeptieren.
 

  • Erscheinungsdatum: 28.05.2021
  • LiGa
Creative Commons BY-SA 4.0

Dieser Artikel wird unter der Creative Commons-Lizenz „Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)“ veröffentlicht. Weitere Informationen: Creative Commons Lizenz