Im Juni 2023 initiierte das Programm bildung.digital der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung das Pilotprojekt „KI im Klassenzimmer“ in Kooperation mit dem Anbieter schulKI (ehemals GPTschule). SchulKI ist eine von Lehrkräften entwickelte Plattform, die über eine eigens für Schulen angepasste Oberfläche auf ChatGPT zugreift, dabei jedoch DSGVO-konform genutzt werden kann und für den gemeinsamen Einsatz mit Lernenden konzipiert ist. 

Für das Pilotprojekt meldeten sich insgesamt 71 Schulen aus 15 Bundesländern an, die je 50 Mio. Tokens zur freien Nutzung der Plattform erhielten, um die KI vollumfänglich zu testen und ihre Erfahrungen anschließend zu dokumentieren. Das Programm bildung.digital hat auf seinem Themenportal erste Einblicke in die eingegangenen Dokumentationen und Reflexionen der teilnehmenden Schulen geteilt.

Folgende vier allgemeine Erkenntnisse lassen sich dabei zusammenfassen: 

1. Die KI ist ein nützliches Werkzeug – vor allem für sprachliche Aufgaben und Texte 

Im sprachlich-formellen Bereich, darunter vor allen in den Fächern Deutsch und Geschichte, berichten viele Lehrkräfte von positiven Erfahrungen mit der KI. So wurde diese unter anderem genutzt, um verschiedene Textarten zu schreiben, zu analysieren, zu interpretieren oder diese zusammenfassen zu lassen. Auch Texteinleitungen und ganze Interviews wurden mithilfe der KI erstellt oder überarbeitet. Daneben fungierte die KI auch als Hilfsmittel zur Literaturrecherche und erwies sich als nützliches Tool, um gezielte Fragen und Aufgaben zu entwickeln oder aber, um sich Begriffe erklären zu lassen. Wichtig sei jedoch, so die überwiegende Mehrheit der teilnehmenden Lehrkräfte, dass eine kritische Auseinandersetzung mit den Ergebnissen und eine Prüfung der Antworten vorgenommen wird. So berichtete beispielsweise eine Lehrkraft, dass sie die KI gemeinsam mit ihren Schüler:innen ganz gezielt genutzt habe, um Fehler in Texten korrigieren und sich diese auf verschiedene Art erklären zu lassen. Die Ergebnisse und die von der KI angebotenen Alternativen waren laut Lehrkraft „beeindruckend“. Mehrfach kritisch angemerkt wurden die teils sehr umfangreichen und unkonkreten Textantworten der KI, die für Unterrichtszwecke nicht immer geeignet waren und eine entsprechende Nachbearbeitung erforderten.  

2. Ein kritischer und verantwortungsvoller Umgang mit KI ist wichtig

In den Reflexionen wurde vielfach darauf hingewiesen, dass der Einsatz und die Ergebnisse der KI einer kritischen Auseinandersetzung und Beurteilung bedürfen. So betont eine Lehrkraft aus dem baden-württembergischen Schwäbisch Hall: „Meiner Meinung nach wird es in Zukunft eher darum gehen, dass man die Schüler zu einem verantwortungsvollen Umgang mit KI-gestützten Inhalten hinführen muss." Risiken und Grenzen der Technologie – etwa welche Fragen eine KI nicht beantworten kann – müssten deutlich aufgezeigt und besprochen werden. Auch die Auseinandersetzung mit dem Datenschutz und den jeweiligen Quellen sei unerlässlich. Denn insbesondere letztere seien bei vielen Aufgaben und Ergebnissen ungenau oder falsch gewesen, wie das Feedback der Lehrkräfte zeigt. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Tool ist bisher ausgeblieben. 

3. Die Einführung von schulKI in den Unterricht bedarf sorgfältiger Planung 

Eine große Mehrheit der teilnehmenden Lehrkräfte ist sich einig, dass die KI nicht ohne Vorbereitung genutzt werden kann. „KI hat das Potenzial, den Unterricht zu verändern. Aber es sind auch gute Planung, Datenschutz und pädagogisches Fingerspitzengefühl notwendig", schreibt eine Lehrkraft aus der bayerischen Gemeinde Bessenbach in ihrer Reflexion. In den weiteren Rückmeldungen wird deutlich, dass eine Einführung in die KI und die jeweilige Plattform sowie deren Möglichkeiten und Grenzen enorm wichtig ist, um den bestmöglichen Nutzen zu erzielen. Dafür brauche es laut den Lehrkräften ausreichend Zeit und Raum. Eine große Herausforderung für die Schüler:innen stelle zudem das klare und präzise Prompten dar, wie die Mehrheit der teilnehmenden Lehrkräfte im Pilotversuch feststellte. Beim sogenannten Prompten werden Anweisungen oder Fragen formuliert, die das Modell nutzen soll, um relevante und nützliche Informationen oder Texte zu generieren. Einige Lehrer:innen hätten daher in Vorfeld Tipps und Tricks zum Prompten zusammengestellt und ihren Schüler:innen zur Verfügung gestellt oder aber Übungsaufgaben eingebaut, um die Kompetenz zu stärken. „Mit richtiger Anleitung profitieren sowohl fachlich-leistungsstarke als auch fachlich-leistungsschwache Schüler:innen vom Einsatz der KI im Unterricht“, so ein Gymnasiallehrer aus Grevenbroich in seiner Auswertung.

4. Technische Gegebenheiten erschweren die Nutzung der KI  

Nicht in allen teilnehmenden Schulen waren die technischen Grundvoraussetzungen gegeben, um schulKI vollumfänglich zu erproben. Fehlende oder nicht ausreichende Endgeräte, eine unzureichende Internetverbindung im Schulgebäude, lange Wartezeiten oder eingeschränkte Funktionen der Plattform erschwerten die Nutzung. Vielfach positiv erwähnt wurden die einfache und intuitiv zu bedienende Benutzeroberfläche des Tools, was eine Einarbeitung erleichterte.  

Weitere Informationen und Ergebnisse können auf der Programm-Website von bildung.digital abgerufen werden. 

Über bildung.digital

bildung.digital ist eine gemeinsame Initiative der ARAG SE und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Das Programm begleitet bundesweit Schulen dabei, Schulentwicklung in einer Kultur der Digitalität zu gestalten.

  • Erscheinungsdatum: 14.12.2023