Es gibt nicht das eine Rezept für die gute Ganztagsschule. Denn Ganztagsschulen sind ganz verschieden und haben unterschiedliche Voraussetzungen und Schwerpunkte. Eine gute Ganztagsschule erkennt man vor allem auch daran, dass sich die Menschen, die dort lernen und arbeiten, nicht mit dem Stand der Dinge zufriedengeben. Sie schauen vielmehr kontinuierlich danach, wo sie noch besser werden können.

Impulse für Qualitätsentwicklung

Das „5x5 der guten Ganztagsschule“ gibt Impulse für Qualitätsentwicklung. Es veranschaulicht fünf wichtige Entwicklungsfelder der Ganztagsschule: Lernkultur, Schulkultur, Lebensweltorientierung, Öffnung von Schule und Lernende Schule. Mit ihren jeweils fünf Unterkriterien sollen sie eine fachliche Orientierung für die Qualität an Ganztagsschulen bieten. Das 5x5 ist kein Postulat, sondern will Schulen dabei unterstützen, Veränderungsprozesse anzustoßen und die dafür nötigen Fragen zu entwickeln.

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) hat das Schaubild im Rahmen des vom BMBF geförderten Ganztagsschulprogramms „Ideen für mehr! Ganztägig lernen.“ (2004 – 2014) erarbeitet. Die fünf Entwicklungsfelder gehen auf langjährige gemeinsame Entwicklungsarbeit mit Schulen aus dem gesamten Bundesgebiet zurück. Sie ergänzen die Qualitätsrahmen der Länder und helfen bei einem konstruktiven und vor allem praxisorientierten Blick auf die Qualität.

Entwicklungsfeld 1: Lernkultur

Bei der Lernkultur an Ganztagsschulen geht es darum, strukturierte, vielfältige und abwechslungsreiche Lernsettings zu entwickeln, die das Mehr an Zeit, Raum und Kooperation nutzen und zu mehr Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler führen. Individualisiertes Lernen, Fordern und Fördern, inklusive Bildung, Lernzeiten, Projektlernen, fächer- oder jahrgangsübergreifender Unterricht und multiprofessionelle Teams sind dabei wichtige Schlüsselbegriffe. Eine veränderte Lernkultur zeigt sich besonders deutlich in einer rhythmisierten Lernstruktur, bei der sich der Schulalltag in Arbeits- und Entspannungsphasen gliedert.

Die fünf Unterthemen sind:

  • Leistungs- und Bildungsverständnis
  • Persönlichkeitsentwicklung
  • Lehr- und Lernformen
  • Feedback 
  • Rhythmisierung

Entwicklungsfeld 2: Schulkultur

Die Essenz der Schulkultur einer Ganztagsschule besteht darin, sie als Lern- und Lebensort zu begreifen. Ein gutes Schulklima mag ein vergleichbar weicher Indikator einer guten Ganztagsschule sein – gemessen an der Bedeutung für gelingende Schulentwicklung besitzt es jedoch einen hohen Stellenwert. Wenn Kinder und Jugendliche sich an ihrer Schule wohlfühlen, hat dies auch Einfluss auf ihren Lernerfolg.

Die fünf Unterthemen sind:

  • Miteinander
  • Rituale und Regeln
  • Anerkennung von Vielfalt
  • Beteiligung
  • Verantwortung

Entwicklungsfeld 3: Lebensweltorientierung

Für Schülerinnen und Schüler ist die Schule ein Ort sozialer Begegnungen. Klassenräume, Gebäude und Freiflächen unterstützen das pädagogische Konzept, den sozialen Umgang von Schülerinnen und Schülern und ihr Zusammenspiel mit Lehrkräften, Eltern und außerschulischen Kooperationspartnern. Dabei ist von der Raumgestaltung fast alles berührt: der Unterricht, die Verpflegung, Begegnungs- und Rückzugsorte oder Spielbereiche. Kinder und Jugendliche brauchen genügend Lern- und Freiräume zur eigenständigen Gestaltung ihrer Zeit – und darüber hinaus auch Orte, an denen sie ohne Erwachsene sein können. Neben dem psychischen und sozialen Wohlbefinden sind die körperliche Gesundheit sowie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Konzentration, Bewegung und Entspannung für eine gute Entwicklung unverzichtbar.

Die fünf Unterthemen sind:

  • Lern- und Rückzugsräume
  • Gesundheit
  • Bewegung
  • Berufs- und Lebensplanung
  • Kulturelle Bildung

Entwicklungsfeld 4: Öffnung von Schule

Freude und Lust am Lernen entstehen auch durch die richtige Mischung von kognitiven, sozialen, emotionalen und kreativen Angeboten. Das gelingt besonders, wenn Schule in Kooperation mit Lehrkräften, pädagogischen Mitarbeitenden und außerschulischen Kooperationspartnern systematisch im Ganztag zusammenarbeitet. Viele Ganztagsschulen haben Vereinbarungen mit außerschulischen Partnern getroffen, kooperieren mit der Jugendhilfe, Inklusionsexpertinnen und -experten, Sportvereinen und Einrichtungen der kulturellen Bildung. Konsequente Voraussetzung hierfür sind multiprofessionelle Teams, die gemeinsam die ganztägige Betreuung planen und durchführen. Die Kunst besteht darin, ein pädagogisches Konzept zu entwickeln, in dem jeder sich mit seinem eigenen professionellen Selbstverständnis wiederfindet und Arbeitsteilung, gemeinsame Problemlösung und damit gegenseitige Entlastung ermöglicht werden.

Öffnung von Schule bedeutet auch, andere Lernorte innerhalb und außerhalb der Schule zu eröffnen. Die Möglichkeit, veränderte Lernsettings in die Gestaltung des schulischen Alltags mit einzubeziehen, bietet eine Erweiterung an Lern- und Erfahrungszugängen und fördert so Motivation und Interesse. 
Die fünf Unterthemen sind:

  • Kooperation
  • Multiprofessionelle Teamarbeit 
  • Andere Lernorte
  • Kommunikation
  • Bildungslandschaften

Entwicklungsfeld 5: Lernende Schule

Nur eine Schulgemeinschaft, die sich als lernende und sich ständig verändernde Organisation begreift, ist in der Lage, systematische Schulentwicklung zu betreiben. Dieses Selbstverständnis ist die Grundvoraussetzung allen möglichen Wandels.

Schulentwicklungsprozesse durchlaufen mehrere Phasen – von der Idee bis zur Evaluation. Sie bedürfen einer guten inner- und außerschulischen Koordination, bei der der Schulleitung sowie dem gesamten Schulmanagement eine zentrale Rolle zukommt. Gemeinsam im Schulteam eine Vision zu entwickeln steht am Beginn einer jeden Veränderung. Um sie Wirklichkeit werden zu lassen, braucht es die Bereitschaft und den Wunsch zu lernen – durch Fort- und Weiterbildungen oder auch in Netzwerken.

Die fünf Unterthemen sind: 

  • Vision
  • Schulmanagement
  • Qualifikation
  • Reflexion
  • Netzwerke

Qualitätsentwicklung Schritt für Schritt

Bei jedem dieser Entwicklungsfelder können sich Schulen die Fragen stellen, die einen Veränderungsprozess beschreiben:

  • Situationsanalyse: Wo stehen wir?
  • Zielklärung: Wohin wollen wir?
  • Lösung & Umsetzung: Wie können wir es realisieren?
  • Auswertung & Reflexion: Was haben wir erreicht und was ist noch zu tun?
  • Erscheinungsdatum: 14.05.2020
  • LiGa
Creative Commons BY-SA 4.0

Dieser Artikel wird unter der Creative Commons-Lizenz „Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0)“ veröffentlicht. Weitere Informationen: Creative Commons Lizenz

Weitere Beiträge zum Thema