„In einer kreisfreien Stadt ist die Zusammenarbeit zwischen Schulträger und Schulamt traditionell eng“, sagt Helge Daugs. „Abstimmungen gibt es an vielen Stellen, aber insbesondere dann, wenn verschiedene Professionen in Schule aufeinandertreffen, ist deren Qualität wesentlich für das Ergebnis.“

Das gilt auch für das Thema Ganztag. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler im offenen Ganztag stark angestiegen – und die Zahlen in den Kita-Hortbetreuungen gingen zurück. Somit war es an der Zeit, ein neues Konzept für den Vor- und Nachmittag an Ganztagsschulen zu entwickeln, „um die Ziele von verlässlichen Betreuungsangeboten mit einer ganzheitlichen Förderung und Unterstützung von Schülerinnen und Schülern zu verbinden“, berichtet Schulrat Helge Daugs.

Das Lübecker Konzept „Ganztag an Schule“

Im Schuljahr 2015/16 starteten in Absprache zwischen Schulträger und Schulaufsicht zunächst zwei freiwillige Pilotschulen. Die Modellprojekte zeigten schnell, dass das gemeinsame Konzept zu einer Qualitätsentwicklung führt – und es wurde stadtweit für den Grundschulbereich ausgebaut.

Das Konzept „Ganztag an Schule“ beinhaltet fünf Bausteine:

  1. In einer gemeinsamen Kooperationsvereinbarung von Schule und Schulträger werden die Ziele und Rahmenbedingungen des Konzepts „Ganztag an Schule“ formuliert.
  2. Jeder Schulstandort erarbeitet ein gemeinsam abgestimmtes Konzept für die Ganztagsschule. Dieses Konzept beinhaltet neben den gemeinsamen pädagogischen Leitgedanken auch die verbindlichen Regeln zur Zusammenarbeit von Vor- und Nachmittag bzw. Lehrkräften und weiterem pädagogischen Personal.
  3. Für die pädagogische Qualifikation des Personals des Nachmittagsträgers wurden fachliche Standards erarbeitet.
  4. Die regelmäßige Beteiligung der Schülerinnen und Schüler lässt demokratische Strukturen erfahrbar werden trägt zur Stärkung der Persönlichkeit bei. An nahezu allen Grundschulstandorten haben sich Beteiligungsmodelle etabliert.
  5. Das Qualitätsmanagement wird durch jährliche Berichte gewährleistet. Mit diesen Berichten können Schulen und Träger ihre Arbeit überprüfen bzw. neue Zielvereinbarungen treffen – von der Verbesserung der Kommunikation bis hin zur Einführung neuer Hausaufgabenkonzepte.

Dialog zwischen Schulaufsicht und Schulträger

Schulrat Helge Daugs ist regelmäßig im Gespräch mit Sonja Rieper, Abteilungsleitung Bildungsmanagement der Hansestadt Lübeck. Dabei gleichen sie gemeinsam die Ergebnisse ihrer Jahresberichte, die als gemeinsame Rückmeldung von Schule und Träger vorliegen, mit denen seiner Schulbesuche ab. „Dadurch entsteht durch mehrere Perspektiven ein umfassendes Bild, das in gemeinsame Begleitungs- und Unterstützungsmaßnahmen mündet“, erklärt Helge Daugs. 
Es geht nicht nur darum, positive Entwicklungen nachzuvollziehen, sondern auch darum, Problemlagen zu erkennen und nach Lösungen zu suchen. „Durch den gemeinsamen Blick auf Qualitätsentwicklung werden auch Hürden, die sich durch unterschiedliche Zuständigkeiten und Professionen ergeben, bestmöglich überwunden.“ Die Grundlage für den gemeinsamen Blick auf Qualität sei der Orientierungsrahmen aus Schleswig-Holstein.

Weitere Austauschformate

„Unsere Zusammenarbeit ist vielschichtig, da der Schulträger auch als Kooperationspartner zum Beispiel für die Schulsozialarbeit und die Jugendarbeit verantwortlich ist“, erklärt Helge Daugs. Es gibt verschiedene Arbeitsgruppen, zum Beispiel die Lenkungsrunde Schulsozialarbeit, die Arbeitsgruppe soziales Lernen oder auch die Arbeitsgruppe zur Schulbegleitung.

Mit den Trägern der offenen Ganztagsschulen finden regelmäßige Austauschtreffen statt, die vom Schulträger organisiert werden. Dort werden aktuelle Themen aufgegriffen und besprochen, die mit der Schulaufsicht auch kurzfristig abgestimmt werden können. Zusätzlich gibt es einen monatlichen Austauschtermin mit der Schulaufsicht zu den Themen Schulsozialarbeit und Ganztagsschule. „Die Ergebnisse hieraus lassen sich dann wieder – wenn diese erforderlich sind – in die Schulleiterdienstversammlungen oder Einzelberatungen einbringen“, berichtet Helge Daugs.

„Die Schulaufsicht spielt eine entscheidende Rolle, um das Zusammenwirken der multiprofessionellen Teams im System Ganztag voranzubringen. Die gemeinsame Qualitätsentwicklung der Ganztagsschule muss von allen Beteiligten an Schule verantwortet werden. Die Schulaufsicht trägt diese Haltung mit und begleitet die Schulen bei der Umsetzung. Wir sind inzwischen zu einem Großteil als anerkennender Berater und vernetzender Verbreiter von guten Ideen unterwegs.“

Schulrat Helge Daugs 
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