Neben der internen Evaluation, quasi der Innensicht zur Bewertung und Beurteilung der Schulqualität, gibt es zusätzlich Instrumente der externen Evaluation. Dabei geht es um einen systematischen Blick von außen. Die externe Evaluation ist in vielen Schulgesetzen vorgeschrieben. Die Bezeichnungen sind von Land zu Land unterschiedlich. Neben externer Evaluation werden unter anderem Begriffe wie Schulinspektion, Schulvisitation, Fremdevaluation, Fokusevaluation oder Qualitätsanalyse verwendet.

Beispiel Berlin: Schulinspektion

In Berlin gibt es eine Schulinspektion. Teams aus Lehrkräften, Schulleitungsmitgliedern und Schulaufsichtsbeamtinnen und -beamten aus unterschiedlichen Schulformen und mit vielfältigen Kompetenzen arbeiten zusammen und entwickeln ein Gesamtbild der Schule. Dafür werfen sie gemeinsam einen Blick auf das Schulprogramm und die Schulentwicklung. Sie bewerten – basierend auf Indikatoren und Qualitätsmerkmalen, die an den Handlungsrahmen Schulqualität Berlin angelehnt sind – die Arbeit der Schulen.
Es ist vorgesehen, dass jede Schule alle fünf Jahre inspiziert wird.

Ziele

Die Ziele der Berliner Schulinspektion sind:

  • datengestützte Bewertung von Schulqualität
  • Hinweise zur Unterstützung der Qualitätsentwicklung an den Schulen
  • Stärkung der Nachhaltigkeit schulischer Qualitätsentwicklungsprozesse
  • Bereitstellung von Vergleichsdaten und Informationen als Steuerungswissen für politische Entscheidungsträgerinnen und -träger

Grundsätzlich geht es darum, die Einzelschule bei ihrer Qualitätsentwicklung und -sicherung sowie ihrer Schulprogrammarbeit zu unterstützen. In diesem Sinne wird die Schule als Gesamtsystem betrachtet. Die Ergebnisse sollen beim weiteren Schulentwicklungsprozess helfen und die aktuellen Stärken und Entwicklungsbedarfe aufzeigen. Die Ergebnisse dienen auch als Grundlage für die Gespräche mit den jeweiligen Schulaufsichten.
Um ein Ranking innerhalb des Bundeslandes oder eine Bewertung einzelner Lehrkräfte geht es bei der Schulinspektion ausdrücklich nicht.

Die Schulinspektion setzt sich aus den Elementen Online-Befragung, Vorgespräch mit der Schulleitung, Daten- und Dokumentanalyse, Beobachtungen und Interviews zusammen.

Online-Befragung

Bereits im Vorfeld der Inspektion gibt es eine Online-Befragung, bei der alle Lehrkräfte der Schule, das sonstige pädagogische Fachpersonal und stichprobenartig Schülerinnen und Schüler und deren Erziehungsberechtigte einen Fragebogen ausfüllen. Es werden Fragen entlang der Qualitätsbereiche des Handlungsrahmens Schulqualität gestellt. Es gibt Aussagen zum Unterricht, zur Schulkultur, zum Management der Schule, zur Arbeit der Lehrkräfte und des Erziehendenpersonals sowie zur Schulentwicklung. Die Ergebnisse erhalten die betreffende Schule und die Schulinspektion.

Vorgespräch

Ungefähr vier Wochen vor der Inspektion an der Schule findet ein Vorgespräch statt. Darin werden der Ablauf der Inspektion und die Instrumente vorgestellt, konkrete Termine festgelegt und Fragen von Seiten der Schule geklärt. Teilnehmende sind fünf bis zehn Personen aus allen schulischen Bereichen, d.h. die Schulleitung, Personen aus dem Erziehendenbereich, Schüler- und Elternvertreterinnen und -vertreter, Qualitätsbeauftragte und weitere Vertreter der Lehrkräfte und ggf. des pädagogischen Fachpersonals.

Daten- und Dokumentenanalyse

Daten- und Dokumentenanalyse bedeutet die Vorbereitung des Inspektionsteams anhand von vorhandenen Daten der Schule, z. B. die Zusammensetzung der Schülerschaft, die Personalausstattung, die Ergebnisse von Vergleichsarbeiten und Prüfungen sowie den letzten Inspektionsbericht. Außerdem sichtet das Team die im Schulverzeichnis vorhandenen Daten zur Schule sowie Dokumente wie das Schulprogramm, die die Schule im Vorgespräch zur Verfügung gestellt hat. Damit versucht sich die Schulinspektion ein erstes Bild zur Arbeit an der jeweiligen Schule zu machen.

Beobachtungen

Die Inspektion vor Ort umfasst durchschnittlich zwei Schultage. In dieser Zeit finden Beobachtungen von Unterricht statt. Dem Unterricht kommt bei der Bewertung eine zentrale Rolle zu, wobei es um die Qualität des Unterrichts an der Schule als Ganzes geht, nicht um einzelne Lehrkräfte. Um dieses Gesamtbild zu erhalten, werden mindestens 70% der Lehrkräfte im Unterricht besucht, jeweils für 20 Minuten. Ihre Beobachtungen tragen die Schulinspektorinnen und -inspektoren in einen Beobachtungsbogen ein. Das Ergebnis mündet in ein sogenanntes Unterrichtsprofil der Schule. Zudem wird gemeinsam mit der Schulleitung ein Rundgang durch die Schule unternommen. Dabei achtet das Inspektionsteam auf die Lernumgebung der Schülerinnen und Schüler, die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte und des weiteren Personals, die räumliche Ausstattung und deren Gestaltung und Nutzung.

Interviews

Schließlich werden an den Inspektionstagen Interviews durchgeführt. Mit einstündigen Einzel- bzw. Gruppeninterviews soll die Perspektive unterschiedlicher schulischer Akteure eingefangen werden. Es gibt Gruppeninterviews mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, dem pädagogischen Fachpersonal (an Grundschulen), Abteilungsleitungen an Oberstufenzentren, und Personen des mittleren Managements (Fach- und Fachbereichsleitungen, Qualitätsbeauftragte). Einzelinterviews werden mit der Schulleiterin bzw. dem Schulleiter, der stellvertretenden Schulleiterin bzw. dem stellvertretenden Schulleiter und der koordinierenden Erzieherin bzw. dem koordinierenden Erzieher geführt. Wer interviewt wird, wird bereits im Vorgespräch festgelegt. Manchmal kommen Gespräche mit dem nichtpädagogischen Personal (z. B. der Schulsekretärin, dem Schulhausmeister) und ggf. Lehramtsanwärterinnen hinzu, um einen Gesamteindruck zu bekommen.

Inspektionsbericht

Die Ergebnisse der Schulinspektion fließen in einen Bericht ein: den Inspektionsbericht. Dieser gibt Aufschluss über das Qualitätsprofil und das Unterrichtsprofil der Schule. Außerdem sind die Ergebnisse als Kurzberichte online abrufbar und im Online-Schulverzeichnis hinterlegt. Einige Schulen veröffentlichen ihren Bericht auf ihrer Schulhomepage.
Die Ergebnisse werden in einem gemeinsamen Termin in der Schule vorgestellt. Oft ist das ein guter Anlass für einen kleinen Umtrunk, denn es steckt viel Arbeit in der Evaluation. Bei dieser Gelegenheit kann man dann die Ergebnisse auch gleich in einem weiteren Kreis diskutieren – beispielsweise mit Eltern, Schülerinnen, Schülern und den Partnern der Schule.
 

  • Erscheinungsdatum: 02.06.2020
  • LiGa

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