Abbildung 1:vgl. Reintjes, Porsch & im Brahm, 2021

In ihrer neuesten Publikation „Das Bildungssystem in Zeiten der Krise“ wird dank empirischer Befunde das vielfältige Spektrum der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Schulsystem sichtbar. Bereits anhand der sechs Phasen (s. Abb. 1) zeigen sich die beispiellosen Herausforderungen: 

Neue anspruchsvolle Aufgaben

Damit ging stets die Frage einher: Wer verantwortet was? Besonderes Augenmerk lag im Zuge des Distanzunterrichts auf der neuen Aufgabenteilung zwischen Eltern bzw. Erziehungsberechtigten und Lehrkräften: Lehrkräfte mussten nicht mehr nur die Bildungsprozesse professionell am Lernort Schule initiieren, sondern auch für das Lernen zu Hause adäquate Lernformen und -angebote machen. Auf der anderen Seite wurden Eltern zu Hause verstärkt in die Begleitung der Bildungsprozesse involviert. Neben der eigenen Berufstätigkeit waren sie nun gleichzeitig in der Lehrer:innen-, Erzieher:innen- und Elternrolle.

In der ELAL-Studie, die in der Publikation „Das Bildungssystem in Zeiten der Krise“ vorgestellt wird, konnten drei Bewältigungs- und Erfahrungsmuster von Eltern identifiziert werden:

  • Gruppe A – „Die Belasteten“: 
    Eltern, die den temporären Fernunterricht als (besonders) problematisch und belastend erlebten und sich in der Rolle als Ersatzlehrkraft als überfordert wahrnahmen bzw. diese Rolle nicht ausfüllen wollten. Diese Gruppe war bei der Erhebung besonders stark vertreten.
  • Gruppe B – „Die Gelassenen“: 
    Eltern, für die der Fernunterricht weitgehend unproblematisch zu bewältigen war
  • Gruppe C – „Die Enthusiastischen“: 
    Eltern, die den Fernunterricht als entlastend und gewinnbringend erfahren haben und für die das häusliche Lernen eine willkommene Alternative zur kritisierten Schule darstellt

Rückschlüsse für die Zeit nach der Krise 

Es braucht für die Post-Corona-Zeit seitens der Schulen Konzepte, um die Erziehungs- und Bildungspartnerschaften zwischen Lehrer:innen und Eltern (neu) auszuhandeln. Ebenso regt Prof. Porsch an, auch Bildungsinhalte und Methoden nach dieser disruptiven Zeit neu auszuhandeln. Welche Kompetenzen sollten Schüler:innen erwerben? Welchen Stellenwert sollten digitale Medien in Bildungsprozessen einnehmen? Wie kann Lernen – auch außerhalb des Klassenzimmers – organisiert werden? 

Prof. Porsch stellt die These auf, dass es bei der Entscheidungsfindung von der Mitwirkung aller Beteiligten abhängt, ob die Impulse aus der Corona- Pandemie zu nachhaltigen Schulentwicklungsprozessen führen werden. Damit meint sie nicht nur Schulaufsichten und Schulleitungen, sondern auch Lehrkräfte, Schüler:innen sowie Eltern. 
 

  • Erscheinungsdatum: 31.05.2021
  • LiGa