Acht Lehrkräfte, zusammengesetzt aus verschiedenen Schulen und Schulformen: Mit diesem Gründungskollegium ist die nordrhein-westfälische Sekundarschule Horn-Bad Meinberg zum Schuljahresbeginn 2013/14 gestartet. Um das neue und stetig wachsende Kollegium für den Unterricht in der Sekundarschule als neuer Schulform zu stärken, hat die Schulleitung kollegiale Unterrichtshospitationen eingeführt. Doch der Start verlief schleppend – das Format wurde nicht gut angenommen. Im Rahmen des Programms „LiGa – Lernen im Ganztag“ hat die Schule das Konzept überarbeitet. Mittlerweile sind die Unterrichtshospitationen ein wichtiger Baustein, um die Unterrichtsqualität nachhaltig zu sichern und anzuheben.
Rolle der Schulleitung
Der kommissarischen Schulleiterin Dr. Heike Delker ist besonders wichtig, dass alle Beteiligten mit ihren Stärken gesehen und diese weiter gefördert werden. „Es geht darum, kollegial zu beraten, den eigenen Unterricht auf einer Metaebene zu reflektieren und zu verbessern.“ Weil es dafür ein vertrauensvolles Verhältnis braucht, können die Lehrkräfte ihre Hospitationspartner frei wählen. Die Schulleitung selbst nimmt nicht an den Hospitationen teil, weil diese sonst schnell als Bewertungssituation empfunden werden. Ihre Rolle besteht darin, die organisatorischen Strukturen zu schaffen, z. B. den Vertretungsunterricht während der Hospitation und Nachbesprechung sicherzustellen.
Arbeitsgruppe
Aus der Lehrerkonferenz heraus hat sich eine Arbeitsgruppe gegründet, die die kollegialen Hospitationen begleitet. Die Gruppe hat im Blick, dass die Hospitationen von allen umgesetzt werden, und spricht gegebenenfalls die Tandems an und motiviert sie. Außerdem ist sie für die Evaluation und Weiterentwicklung der Unterrichtshospitationen verantwortlich.
Beobachtungsbogen
Die Arbeitsgruppe hat einen Beobachtungsbogen entwickelt, der die regelmäßige Durchführung der Hospitationen erleichtert. Der kriteriengeleitete Beobachtungsbogen wurde in der Lehrerkonferenz verabschiedet und vereinfacht eine sachliche Rückmeldung. Inhaltlich fokussiert der Beobachtungsbogen insbesondere die Themen, die systemisch im Unterrichtskonzept der Schule festgelegt sind. Diese drei Schwerpunkte sind momentan der verbindliche Einsatz von Stundentransparenzen, die Binnendifferenzierung auf drei Niveaustufen und die Sprachförderung.
Organisation und Ablauf
- Jeweils zwei Lehrkräfte finden sich als Tandem zusammen und hospitieren pro Schuljahr jeweils einmal bei ihrem Tandempartner. Dazu tragen sie sich in die ausgehängten Listen ein.
- Die beobachtende Lehrkraft füllt während der Hospitation den kriteriengeleiteten Beobachtungsbogen aus.
- Unmittelbar danach oder möglichst noch am gleichen Tag setzen sich die beiden Lehrkräfte zum einstündigen Auswertungsgespräch zusammen. Auch dafür gibt es einen strukturierten Rückmeldebogen, in dem die gelungenen Elemente an erster Stelle stehen. Darüber hinaus halten die beiden Tandempartner ausbaufähige Elemente und Ziele fest.
- Die Stundentransparenzen der hospitierenden Teams werden an die Arbeitsgruppe weitergegeben.
Durch die sehr klare Strukturierung der Beobachtung und des Nachgesprächs wissen alle Lehrkräfte genau, was auf sie zukommt. Das ist aus Sicht der Schulleitung ein wesentlicher Grund für die breite Akzeptanz im Kollegium.
Quick Bits
Nicht selten ergeben sich aus den Hospitationen „Quick Bits“ – das sind schulinterne Mikrofortbildungen zu speziellen Themen für interessierte Lehrkräfte. Ein Beispiel dafür ist das Erstellen der Stundentransparenzen: „Hier haben einige Lehrkräfte ihren Kolleginnen und Kollegen gezeigt, wie man am PC sehr anschaulich Stundentransparenzen erstellt“, berichtet die Schulleiterin. „So konnten wir erreichen, dass mittlerweile alle mit digitalen Vorlagen und nach einem ähnlichen Muster arbeiten. Und letztendlich geht es ja genau darum: dass wir ein gemeinsames Verständnis für guten Unterricht entwickeln.“
„Die kollegiale Unterrichtshospitation ist im Kollegium angekommen“, sagt Schulleiterin Delker. Nun stehen die nächsten Schritte an: Neue Schwerpunkte der Unterrichtsentwicklung – wie selbstgesteuertes Lernen – fließen in die Beobachtung ein. Und die Hospitationspartner sollen künftig nach einem Zufallsprinzip zusammenkommen, damit ganz neue Konstellationen und kreative Ideen entstehen.
Dieser Beitrag ist der Publikation „Leit-IDEEN“ zum Thema „Schülerzentrierte Führung“ entnommen.
Materialien zum Thema
Leit-IDEEN
Schülerzentrierte Führung
In dieser Ausgabe der Leit-IDEEN stellen wir Viviane Robinsons Konzept „Student-Centered Leadership“ vor und zeigen, welche Implikationen sich daraus für das Führungshandeln von Schulleitung und Schulaufsicht ergeben.