Über 1.300 Schülerinnen und Schüler und ein Kollegium mit knapp 140 Lehrerinnen und Lehrern: Damit sie alle digital vernetzt lernen bzw. lehren können, sind umfangreiche IT-Strukturen unabdingbar. An der Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule (MSM) lassen sich vier zentrale Bereiche identifizieren, die aus technischer Sicht für die Digitalisierung der Schule relevant sind und den Prozess sehr komplex machen:

Eigeninitiative und viele Partner

Die ersten Schritte der Digitalisierung ging die Schule bereits Ende der neunziger Jahre und hat sich seitdem sukzessive weiterentwickelt. „Wir haben als selbstständige Schule agiert, eine erste mediale Ausstattung gekauft und angefangen, unser WLAN-Netz zu konfigurieren – viel in Eigenleistung, viel mit dem Förderverein“, berichtet Schulleiter Uli Sauter. Heute sei die Schule fast komplett mit WLAN ausgestattet.

Meilensteine in dem Digitalisierungsprozess waren:

  • Aufbau des Schulservers
  • schnelle Internetanbindung und kontinuierlicher Ausbau des WLAN-Netzes
  • Etablierung von iPad-Klassen (elternfinanzierte iPads als Leasinggeräte inkl. Wartung) und iPad-Räumen mit Whiteboard, Beamer u. a.
  • Moodle als Lernplattform (zunächst für die Oberstufe, nun für alle Klassen)

„Medienkonzepte haben wir schon seit vielen Jahren“, sagt IT-Leiter Christian Detmer. „Das wird ja auch von der Politik und der Stadt als Schulträger eingefordert. Aber ein Konzept auf Papier allein reicht nicht. Wir können nicht Medienentwicklung betreiben, ohne dass es etwas kostet. Doch die Schulen können das allein aus ihren Budgets nicht leisten.“ Ergänzend zu landesweiten Programmen hat die Schule immer wieder externe Finanzierungsmöglichkeiten gefunden, insbesondere durch das Engagement der Eltern, Akquise von Sponsorengeldern und die Teilnahme an Projekten und Wettbewerben. Mittlerweile verfügt ein Großteil der Schülerinnen und Schüler über ein elternfinanziertes iPad. „Doch in jeder Klasse gibt es fünf bis sechs Kinder, die wir derzeit digital nicht erreichen“, berichtet der IT-Leiter. Der Schulleiter steht hierzu im Austausch mit dem Schulträger, der bis zum nächsten Jahr dafür sorgen will, dass auch diese Schülerinnen und Schüler ein iPad als Leihgerät erhalten.

Geteilte Verantwortung

„Meine Rolle in diesem Prozess? Steuern!“, bringt es Uli Sauter auf den Punkt. „Bei mir laufen alle Fäden zusammen. Ich behalte das Gesamtkonzept immer im Blick, gebe die grobe Richtung vor – und dann wird das von den Expertinnen und Experten aus dem Kollegium umgesetzt.“ Sein Motto lautet: „Immer positiv sein!“ Der Schulleiter setzt auf Partizipation und gibt viel Vertrauen ins Kollegium, um Engagement zu fördern und Entwicklungen zu beflügeln. „Das ist auch mein Führungsstil: Leading from behind.“

Dementsprechend ist die Weiterentwicklung der Schule auf viele Schultern verteilt. Allein das Schulleitungs-Team besteht aus sechs Mitgliedern: Schulleiter, Stellvertreter, didaktische Leiterin und drei Abteilungsleiter für die Sekundarstufen 1 und 2. Der IT-Leiter wird zudem als beratendes Mitglied regelmäßig mit zu Sitzungen eingeladen.

Im Kollegium gibt es verschiedene Unterrichtsentwicklungs-Teams (UE-Teams) mit Schwerpunkten wie beispielsweise digitale Medien oder Lernkonzeption. In den Teams kommen engagierte Lehrerinnen und Lehrer zusammen und entwickeln diese Bereiche weiter. Eine Steuergruppe koordiniert die UE-Teams und berichtet regelmäßig an die Schulleitung. Sie besteht aus sieben Personen, die in den UE-Teams mitarbeiten und diese steuern. So können die vielen Entwicklungen in eine Richtung gelenkt werden. Darüber hinaus hat jedes UE-Team eine Sprecherin oder einen Sprecher, der ebenfalls an die Schulleitung berichtet.

Fortbildung des Kollegiums

Im Rahmen von gemeinsamen Pädagogischen Tagen erhält das ganze Kollegium unter anderem Moodle-Schulungen. Zum Teil kommen Fachleute von außerhalb in die Schule und zum Teil sind es auch erfahrene Lehrkräfte, die ihr Wissen intern weitergeben. „Wir versuchen, hier eine Unterstützungskultur zu etablieren“, erklärt Christian Detmer. „In den UE-Teams finden sich motivierte Kolleginnen und Kollegen zusammen, die bereit sind, andere fortzubilden. Für jeden Jahrgang gibt es beispielsweise einen Moodle-Experten, der als Ansprechperson und Coach zur Seite steht.“

Corona als Brennglas

„Mit Beginn der Corona-Pandemie mussten wir sehr schnell entscheiden, um das Lernen auf Distanz zu maximieren“, berichtet Uli Sauter. Seit dem Schuljahresbeginn 2020/21 arbeiten nun alle Klassen mit der Lernplattform Moodle und alle Lehrkräfte sind verpflichtet, mit ihren Schülerinnen und Schülern Prozesse für einen weiteren Distanzunterricht einzuüben. Jede Schülerin bzw. jeder Schüler hat Zugang zum WLAN, eine schulische E-Mail-Adresse und verfügt über einen Cloud-Speicherplatz, um Unterrichtsmaterialien mit der Lehrerin oder dem Lehrer auszutauschen.

Die Lehr- und Lernprozesse an der Gesamtschule werden systematisch weiterentwickelt – nicht nur für Pandemie-Zeiten, sondern für das Leben in einer zunehmend digitalisierten Welt. Doch trotz aller großen Entwicklungsschritte ist der Digitalisierungsprozess an der Schule nicht abgeschlossen, sondern stellt eine dauerhafte, herausfordernde Aufgabe dar.

Dieser Text ist in der Ausgabe 1/2020 „Wirksame Steuerung“ der Publikation „Leit-IDEEN – Impulse für Schulaufsicht und Schulleitung“ erschienen.

  • Erscheinungsdatum: 16.11.2020
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