Für die Studie wurden im Jahr 2018 rund 260.000 Lehrer an 15.000 Schulen in 48 Ländern und Volkswirtschaften befragt. TALIS 2018 ist damit die größte internationale Umfrage, bei der Lehrkräfte und Schulleitungen zu allen Aspekten ihres Berufsalltags in der Schule selbst zu Wort kommen. Auch die Zufriedenheit im Beruf und das Ansehen in der Gesellschaft wurden abgefragt. Deutschland hat an der Studie nicht teilgenommen, doch die Erkenntnisse sind aufgrund der internationalen Perspektive auch für uns interessant. 

Die Aussagen werden in fünf Kategorien gegliedert, um die Professionalität im Lehrerberuf zu analysieren: 

  • Fachwissen und pädagogische Kompetenzen für den Unterricht, 
  • Karrieremöglichkeiten und Arbeitsbestimmungen, 
  • Kultur der kollegialen Kooperation, 
  • Verantwortung und Autonomie von Lehrkräften sowie 
  • Status und Ansehen des Berufs. 

Erklärtes Ziel der Studie ist es, Lehrkräfte zur Reflexion über ihre Praxis anzuregen, Entscheidungsträger:innen bei der Ausarbeitung politischer Vorgaben zu unterstützen und Informationen für die wissenschaftliche Forschung zu liefern. 

Hier einige ausgewählte Ergebnisse der Studie: 

Innovative Unterrichtsmethoden 

Die Studie zeigt auf, dass sich die Schulen bewusst darüber sind, wie wertvoll innovative Unterrichtsmethoden sind, um die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu bewältigen. Die überwiegende Mehrzahl der Lehrkräfte und Schulleitungen gibt an, dass sie für innovative Praktiken offen sind und auch die Kapazitäten haben, diese einzuführen.  

Zusammenarbeit wenig ausgeprägt 

Die kollegiale Zusammenarbeit von Lehrer:innen gilt als eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche Unterrichtsentwicklung. Auch eine höhere Arbeitszufriedenheit und Selbstwirksamkeit von Lehrkräften wird damit verbunden. Laut der Studie ist jedoch die Kooperation und Teamarbeit unter den Lehrkräften nur schwach ausgeprägt. Rund zwei Drittel der Befragten beteiligen sich zwar recht häufig an Diskussionen über die Lernentwicklung einzelner Schüler:innen und 47 Prozent tauschen in geringerem Maße Unterrichtsmaterialien mit Kolleg:innen aus.  

Dagegen ist die Zahl derjenigen, die beruflich intensiver zusammenarbeiten, sehr viel geringer: Nur 21 Prozent nehmen mindestens einmal im Monat an gemeinsamen professionellen Lernaktivitäten teil. Und 9 Prozent der Lehrkräfte geben an, bei Kolleg:innen zu hospitieren und Feedback zu geben. Dabei erachten 71 Prozent der Lehrkräfte das Feedback von Kolleg:innen für ihre Unterrichtsgestaltung als wichtig und zielführend. Vor allem Feedback, das in unterschiedlicher Form und nicht immer auf die gleiche Weise gegeben wird, scheint am wirksamsten zu sein. 

Eigenverantwortung stärken 

Bei der Gestaltung des Unterrichts haben Lehrkräfte laut TALIS einen großen Handlungsspielraum. Über 90 Prozent der Lehrer:innen sind dafür zuständig, die Unterrichtsmethoden zu wählen, Lernfortschritte der Schüler:innen zu beurteilen, für Ordnung in der Klasse zu sorgen und den Umfang der Hausaufgaben festzulegen. Was den Lernstoff betrifft, geben 84 Prozent an, diesbezüglich Entscheidungsmöglichkeiten zu haben. 

In andere schulische Entscheidungsprozesse werden Lehrkräfte eher weniger einbezogen. So sagt nur jede zweite Schulleitung, dass Lehrkräfte im Schulmanagement-Team eine Rolle spielen. Lediglich 42 Prozent von ihnen berichten, dass Lehrkräfte bei einem Großteil von Aufgaben für schulpolitische Entscheidungen sowie Lehrplan und unterrichtsbezogenen Tätigkeiten maßgebliche Verantwortung tragen. 

Gesellschaftliche Wertschätzung 

Die gesellschaftliche Wertschätzung von Lehrkräften und Schulleitungen kann sich auch auf die berufliche Zufriedenheit auswirken. 90 Prozent der Befragten sind mit ihrer Arbeit zufrieden, und fast alle von ihnen bereuen ihre Berufswahl nicht. Dennoch denkt nur gut ein Viertel der Lehrkräfte, dass ihre Arbeit in der Gesellschaft anerkannt ist. Vor allem langjährige Lehrkräfte geben an, dass ihr Beruf nicht gebührend wertgeschätzt wird. 

Die wichtigsten Erkenntnisse von TALIS 2018 werden auf anschauliche Weise in diesem englischsprachigen Video zusammengefasst.

Die ausführliche Studie sowie weiterführende Informationen rund um TALIS in englischer Sprache können Sie hier abrufen.

Zudem stellt die OECD deutschsprachige Zusammenfassungen von Teil I und Teil II der Studie zur Verfügung.