Zielvereinbarungen sind ein Steuerungsinstrument, das auch als „Management by Objectives“ aus der Wirtschaft bekannt ist und sich gut auf schulische Entwicklungsprozesse übertragen lässt. Viele Schulleitungen und Mitarbeitende der Schulaufsicht arbeiten mit diesem Werkzeug und schließen regelmäßig Zielvereinbarungen über die kontinuierliche Qualitätssicherung und -entwicklung der jeweiligen Schulen ab. 

„Zielvereinbarungen enthalten von Leitungskräften und Mitarbeitern gemeinsam geklärte, übereinstimmend festgelegte, verbindliche Ziele […], die in einem bestimmten Zeitraum erreicht werden sollen. Ziele beschreiben einen angestrebten zukünftigen Zustand, ohne bereits den Weg zu weisen, wie man ihn erreichen kann.“

Qualitätsagentur am Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München: Leitfaden für die Erstellung von Zielvereinbarungen. München 2014, S. 5. 

Sie sind deshalb so wichtig, weil Ziele die Voraussetzung planvoller Qualitätsentwicklung darstellen. Nur mit klar definierten Zielen können Maßnahmen geplant und umgesetzt werden. 

Zielvereinbarungen ermöglichen Orientierung, Motivation und Erfolgskontrolle

Im schulischen Entwicklungsprozess sind Zielvereinbarungen auf mehreren Ebenen von Bedeutung. Zum einen schaffen Ziele Orientierung und Handlungssicherheit. Die Vereinbarung von wenigen, konkreten Zielen entlastet die Schule. Die oftmals vielfältigen Vorhaben, Teilziele und Projekte der Schule werden miteinander in Beziehung gesetzt, gebündelt und priorisiert. Vorhandene Ressourcen können so gezielter eingesetzt werden. Deshalb ist es ratsam, sich abhängig von den Ressourcen auf drei bis vier Ziele zu beschränken.

Werden bei der Zielfindung alle Beteiligten einbezogen, wirkt sich das zudem positiv auf deren Motivation, Identifikation und Leistungsbereitschaft aus. Dazu gehören das Kollegium, das Betreuungspersonal, Vertreterinnen und Vertreter der Schülerschaft und der Eltern, das technische und Verwaltungspersonal sowie Schulträger.

Darüber hinaus lässt sich nur mithilfe von Zielen und Indikatoren überprüfen und bewerten, ob ein Ziel erreicht wurde. Eine solche Erfolgskontrolle bietet einerseits Bestätigung für die geleistete Arbeit und zeigt andererseits weitere Entwicklungspotenziale auf. Damit bildet sie wiederum den Ausgangspunkt für neue Entwicklungsvorhaben.

Integration von Zielvereinbarungen in schulische Qualitätsentwicklung

Zielvereinbarungen sind der erste Schritt eines umfangreichen Qualitätsmanagement-Kreislaufs zur Qualitätssicherung und -entwicklung. Die Einführung des Instruments der Zielvereinbarung in den Prozess schulischer Qualitätsentwicklung baut auf der Erkenntnis auf, dass Schulentwicklung am besten gelingt, wenn die einzelne Schule selbst als Motor dafür gesehen wird. Dieser Motor läuft besser, je mehr Mitglieder der Schulgemeinschaft an diesem Prozess beteiligt sind. Die Vereinbarung von Zielen mit der Schulaufsicht ist deshalb keine alleinige Aufgabe der Schulleitung, auch wenn sie den Prozess letztendlich verantwortet.

Der Prozess der Zielvereinbarung

Auch der Prozess der Zielvereinbarung ist als Kreislauf angelegt. Ausgangspunkt eines jeden Qualitätsentwicklungsprozesses bildet dabei eine Bestandsaufnahme der aktuellen Qualität der jeweiligen Schule. Im Kontext der Schulentwicklung ist dies eine interne oder externe Evaluation. Aus den Ergebnissen dieser Evaluation ergibt sich ein datenbasierter Handlungsbedarf für die Qualitätsentwicklung an der Schule. Diese Erkenntnis sagt allerdings noch nichts darüber aus, in welche Richtung die jeweilige Schule sich entwickeln soll.

Konkrete Ansätze für die Verbesserung der Schulqualität werden von Schulleitung und Schulaufsicht gemeinsam erarbeitet. Um dabei eine Richtung festzulegen, werden Ziele vereinbart. Sie beschreiben den gewünschten Zustand, der am Ende des Entwicklungsprozesses erreicht werden soll. 

Der gesamte so angestoßene Zielvereinbarungsprozess umfasst beispielsweise in Nordrhein-Westfalen folgende Schritte :

  1. Abstimmung des zeitlichen Ablaufs des Zielvereinbarungsprozesses
  2. jeweils interne Analyse und Auswertung der Bestandsaufnahme über die Qualität der Schule auf Seiten der Schule und der Schulaufsicht
  3. gemeinsamer Austausch von Schule und Schulaufsicht über die Handlungsfelder der Schulentwicklung, die durch die Bestandsaufnahme identifiziert werden konnten
  4. diskursive Erarbeitung der Zielvereinbarung zwischen Schulleitung und Schulaufsicht
  5. Dokumentation der Zielvereinbarung auf einem in der Regel landeseinheitlichen Zielvereinbarungsbogen
  6. schulinternes Controlling zum regelmäßigen Abgleich von Soll und Ist während der Durchführung der geplanten Maßnahmen zur Zielerreichung durch die Schule (ggf. unter Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen durch die Schulaufsicht)
  7. Bilanzgespräche zwischen Schule und Schulaufsicht zum Abgleich zwischen Soll und Ist der vereinbarten Ziele
  8. im Rahmen der Bilanzgespräche ggf. Analyse von Abweichungen zwischen Soll und Ist sowie Entwicklung von um- bzw. gegensteuernden Maßnahmen
  9. Fortsetzung des Entwicklungsprozesses durch die Erarbeitung einer neuen Zielvereinbarung 

Detaillierte Erläuterungen der einzelnen Schritte bietet die Handreichung zum institutionellen Zielvereinbarungsprozess zwischen Schulen und Schulaufsicht des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen. Ähnliche, aber nicht identische Prozessschritte beschreiben andere Bundesländer in eigenen Veröffentlichungen zu diesem Thema.

Erfolg durch SMARTE Ziele

Um Zielvereinbarungen und mit ihnen letztlich Schulentwicklung erfolgreich zu gestalten, sollten die festgelegten Ziele SMART sein: spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert. Ein spezifisches, also eindeutiges Ziel ist zwar schwer zu definieren, aber hinterher lässt sich leichter kontrollieren, ob es erreicht wurde. Das Gleiche gilt für die Messbarkeit, da vereinbarte Ziele Indikatoren brauchen, an denen gemessen werden kann, inwieweit sie erreicht wurden. Entscheidend ist auch die Attraktivität des Ziels, um alle Beteiligten motiviert zu halten. Wichtig ist hierbei auch, dass das Ziel realistisch ist, also eine Aussicht auf Erfolg besteht. Schlussendlich braucht es einen festgelegten Termin, bis zu dem das Ziel erreicht werden soll. Nach diesem Termin erfolgt eine abschließende Kontrolle zur Zielerreichung.

Implikationen für die Schulaufsicht

Die Eigenverantwortung der Schulen ist zentral für das Gelingen von Zielvereinbarungen als Steuerungswerkzeug. Was bedeutet das für die Rolle der Schulaufsicht? Im Prozess der Zielvereinbarung ist sie einerseits Beraterin, andererseits Partnerin in einer verbindlichen Vereinbarung zwischen Schule und Schulaufsicht.

Konkret bedeutet dies, dass die Schulaufsicht die Schule in ihrem Zielfindungsprozess und in der Umsetzung der Maßnahmen mit ihren Erfahrungen berät. Sie gibt Hinweise auf Fortbildungsangebote und stellt Kontakte zu anderen Schulen oder Prozessmoderation her. Sie gibt Rückhalt für die vereinbarten Entwicklungen und verleiht Schwerpunktsetzungen eine besondere Relevanz. Die schriftliche Vereinbarung unterstreicht die Verbindlichkeit. Daher fordert die Schulaufsicht auch Berichte ein und interveniert bei Bedarf.

Weitere Informationen

Leitfaden

Einen ausführlichen Leitfaden für das Erstellen von Zielvereinbarungen bietet Ihnen die Qualitätsagentur des Staatsinstituts für Schulqualität und Bildungsforschung München.

Handreichung NRW

Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen: Handreichung zum institutionellen Zielvereinbarungsprozess zwischen Schulen und Schulaufsicht in NRW (PDF wird automatisch von der Website www.schulentwicklung.nrw.de heruntergeladen – zu finden in Ihren "Downloads")

Schulentwicklungsgespräche, Zielvereinbarungen & Co.

Einen Beitrag zum Thema Zielvereinbarungen vom Schulaufsichtsfachtag im Rahmen von „LiGa – Lernen im Ganztag“ können Sie hier nachlesen.

Gute Ziele formulieren

Für nachhaltige Schulentwicklung sind konkrete Ziele unverzichtbar. Hier finden Sie Informationen zu SMART formulierten Ziele, dem Zielkreuz, Meilensteinen und Indikatoren.

  • Erscheinungsdatum: 28.05.2020
  • LiGa

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